Um zu verhindern, dass das Geleise beim Auftauen des Bodens im Matsch versinkt, musste es an vielen Stellen auf Stahlpfeilern gebaut werden. Die insgesamt 10.000 mit einer speziellen Kühlflüssigkeit gefüllten Pfeiler in der Erde sorgen dafür, dass der Boden um sie herum auch im Sommer gefroren bleibt – zumindest in der Theorie. In der Praxis bereitet den Bahnbetreibern schon jetzt die globale Klimaerwärmung Kopfzerbrechen. Bereits vor der Inbetriebnahme der Tibet-Bahn warnten chinesische Wissenschaftler davor, dass der Klimawandel schon innerhalb einer Dekade eine ernsthafte Gefahr für die Trasse darstellen könnte.
In unserem Vierer-Schlafabteil erster Klasse sind die ersten Mängel bereits jetzt unübersehbar. Der Temperaturregler funktioniert genauso wenig wie der Fernseher, auf dem eigentlich Hintergrundinfos über die Tibet-Bahn erscheinen sollten. Das einzige, das einwandfrei funktioniert, ist die Bettlampe. Den Schaffner per Knopf um technischen Beistand zu rufen, macht auch wenig Sinn. Denn das Zugspersonal spricht durchwegs kaum Englisch. Als ein älterer ausländischer Passagier am letzten Reisetag wegen Kopfweh nach einem Arzt verlangt, muss ein Fahrgast als Dolmetscher beigezogen werden.