Interessant war in dieser Beziehung der Besuch des Entwicklungsprojektes des Aufbau- und Produktionskorps Xinjiang in Shihezi. Dieses Aufbau- und Produktionskorps wurde 1949 gegründet, um die in den Grenzgebieten von Xinjiang stehenden, umfangreichen Truppen der chinesischen Volksbefreiungsarmee sinnvoller einzusetzen und ein gesundes Verhältnis zwischen der Anzahl der Soldaten und Anzahl der Zivilisten herzustellen. Das Militärkorps wurde in ein ziviles Korps umgewandelt und sollte sich fortan um die Erschließung und Urbarmachung ungenutzten Landes kümmern, genauso wie um medizinische Hilfe und um die Ausbildung der einheimischen Bevölkerung. Durch das Korps, hauptsächlich bestehend aus Han-Chinesen, wurde also der einheimischen Bevölkerung kein Land genommen, sondern zusätzliche Wirtschaftskraft in die Region gebracht.
(Foto: Liu Xinyue)
Die Aufgaben des Aufbau- und Produktionskorps sind klar strukturiert. Zuerst kommt die Urbarmachung und Nutzung bisher brachliegenden Landes. Wenn die landwirtschaftliche Produktion gut läuft, dann werden Fabriken zur Verarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte gebaut und erst danach andere Industrien. In Shihezi gab es Gelegenheit, sowohl eine Spinnerei für Baumwolle zu besichtigen, welche eine beeindruckende Größe und höchsten Automatisierungsgrad aufwies, als auch eine chemische Fabrik, welche zum Beispiel Plastikrohre für Bewässerungen herstellt. Interessant: viele Maschinen in der Baumwollspinnerei kamen aus Deutschland.
(Foto: Liu Xinyue)
Die Möglichkeiten zur effektiven Bewässerung von Feldern wurden uns zuerst am Modell vorgeführt, danach ging es in die Praxis. In einem Baumwollfeld waren Plastikrohre am und im Erdboden verlegt, aus denen Wasser direkt an die Wurzel der Pflanzen tropfte. Das verhindert eine großflächige Verdunstung des wertvollen Wassers.
Heute ist von der militärischen Herkunft des Korps außer dem Namen nichts mehr zu merken. Es funktioniert wie ein großer Betrieb. Jeder kann sich um eine Stelle im Aufbau- und Produktionskorps bewerben, man muss kein Militärangehöriger sein.