„Aus vielen Wunden blutest du, o Volk", Kaltnadelradierung 1893-1897
Kollwitz plante diese Radierung ursprünglich als Abschlussblatt zum Zyklus „Der Weberaufstand", mit dem sie auf soziale Probleme aufmerksam machen wollte. Sie entschied sich aufgrund der ausgeprägten Symbolik jedoch für eine eigenständige Verwendung. So steht die sich am Schwert abstützende Figur des Rächers stellvertretend für die Revolution im Sinne eines Befreiers des gedemütigten Volkes. Letzteres wird durch die beiden gefesselten Frauen und den männlichen liegenden Leichnam repräsentiert. Auffällig sind die formalen Übereinstimmungen mit Hans Holbeins „Christus im Grabe". Kollwitz verwendete eine christliche Thematik und legte sie entsprechend ihrer materialistischen Weltanschauung und der Säkularisation aus.