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Peter Helis
Helis & Tang Fine European Antiques
  2012-08-28 15:20:05  cri

China gilt weltweit als Wiege des Porzellans. Die Europäer haben diese Kunst schlichtweg kopiert. Warum setzen Sie also gerade auch auf dieses Produkt?

Wenn man Sachse ist, aus der Nähe von Meißen kommt und noch dazu eine Leidenschaft dafür hat, lässt sich das um Einiges besser verkaufen. Ich bin auch stolz, sagen zu können, dass die Erfinder von Meissen, also Johann Friedrich Böttger und Walther von Tschirnhaus, eigentlich nicht richtig kopiert haben. Heute sagt man Reverse Engineering, man erfindet etwas rückwärts. Sie haben so lange versucht, bis sie eine eigene Formel für das Meissner Porzellan erfunden hatten. Ein französischer Jesuit, Francois Xavier d'Entrecolles, der lange Zeit in China in der Nähe von Jingdezhen, der Wiege des chinesischen Porzellans, lebte, brachte die chinesische Formel 1712 nach Europa – zwei Jahre nachdem das erste Meissner Porzellan erfunden wurde.

Nichtsdestotrotz: Ich gebe auch Vorträge und Präsentationen, und in der englischen Version „How Germany copied China" – China als Porzellan und als Land – schwingt natürlich immer diese Erwartung mit, den Deutschen einmal zeigen zu können, dass sie auch Fälscher sind. Auf Chinesisch läuft die Präsentation unter dem Titel „Qing chuyu lan?", was wörtlich übersetzt soviel bedeutet wie „Kommt Blau aus Blau?". Das klingt vielleicht ein bisschen albern, aber im Chinesischen gibt es verschiedene Wörter für Blau. Im Grunde heißt es, „Der Student ist besser als sein Lehrer?". Das Fragezeichen steht dabei für die Überlegung: „Sind wir mit Meissen heute vielleicht sogar besser? Nach dem Höhepunkt des chinesischen Porzellans in der Kangxi-Qianlong-Periode im 18. Jahrhundert ging es eigentlich nur noch bergab. Und wenn man das dann zeitlich betrachtet, fing Meissen damals gerade an. Man kann also sagen, dass qing chuyu lan hier eine gewisse Relevanz hat.

Wer eine Antiquität kaufen möchte, steht in der Regel erst einmal vor der Frage, ob das gute Stück auch echt ist. Welche Geschichte steckt hinter Ihren Produkten, wo kommen sie her und aus welcher Zeit stammen sie?

Meissen hat ein limitiertes Repertoire. Jedes Stück ist handgefertigt und kann erkannt werden. Es kommt natürlich das Symbol der gekreuzten blauen Schwerter hinzu, das sich je nach Periode verändert hat. Die Schwerter aus der Mitte des 18. Jahrhunderts unterscheiden sich von den heutigen. Über die Stückzahl gibt es nicht immer genaue Angaben. Von dem Schwanenservice für Heinrich Graf von Brühl gibt es beispielsweise etwa 2000 Teile, andere tauchen schon auch in etwas größerer Anzahl auf. Wir geben für jedes Stück Zertifikate aus. Die meisten Meissen-Stücke bei Helis & Tang stammen aus dem 19. Jahrhundert. Im Moment haben wir auch ein paar Exemplare aus dem Hofservice des sächsischen Kurfürsten Friedrich August III, welches 1777 gefertigt wurde. Derzeitige Rarität ist ein Teller von König Albert von Sachsen, der ihm zu seinem Doppeljubiläum (70. Geburtstag und 25 Jahre auf dem Thron) im Jahre 1898 von Meissen geschenkt wurde.

Unsere Quellen sind ganz verschieden. Das können Auktionshäuser sein oder Privatpersonen. Man muss immer schauen, und man muss seine Sachen kennen. Wir haben am Anfang auch Probleme gehabt und schon einmal etwas Gefälschtes gekauft.

Viele chinesische Antiquitäten, vor allem Möbel, werden in Deutschland sehr teuer gehandelt. In manch kleinen Boutiquen in den In-Vierteln chinesischer Metropolen findet sich vermehrt auch Altes aus dem Westen. Glauben Sie, dass die Trödel-Händler aus den Niederlanden auch bald Repräsentanzen in Beijing und Shanghai eröffnen werden?

Das ist eine gute Frage. Meiner Meinung nach ist der Markt in Europa und den USA ziemlich trübe. Mich kontaktieren regelmäßig Antiquitätenhändler aus Deutschland oder England, oder auch Auktionshäuser und fragen, ob ich an europäischen Antiquitäten interessiert wäre. Eine gewisse Überschwemmung ist gut vorstellbar, da man international sieht, wie viel Geld in China eigentlich vorhanden ist. Hindernis bleibt sicherlich die Sprachbarriere. Ich hoffe, dass ich einen großen Teil durch mich filtern kann, zum Beispiel auf Provisionsbasis. Möbel schließen wir für uns allerdings aus. Man kann diese zwar sehr günstig erwerben, sie werden aber zum Logistik-Problem. In einen Schrank passen beispielsweise 100.000 Euro an Meissner Porzellan. Wenn ich nun 100.000 Euro an Möbeln unterbringen müsste, bräuchte ich eine richtige Lagerhalle.

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Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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