Nach Hongkong sind Sie schon 2003 gekommen und waren zunächst im Verkaufs- und Managementbereich zweier multinationaler Unternehmen tätig. Wie kam es zu dem Sinneswandel im Berufsleben?
Wenn jemand eine unternehmerische Ader hat, ist es für denjenigen immer ein Problem, für jemand anderen zu arbeiten. Man muss auf die entscheidende Idee warten. Mein Studium in London habe ich mir zum Beispiel durch Deutsch-Unterricht finanziert. Mit Kellnern kommt man dort nicht weit, aber dieser Gedanke kam mir erst nach ein paar schlaflosen Nächten. Das war also auch so eine Idee. Man möchte Selbstständigkeit.
Mein Partner und ich haben über mehrere Jahre massiv gesammelt und konnten das ganze Ausmaß der Stücke nirgendwo mehr unterbringen. Wir haben nicht nur aus der Leidenschaft heraus angefangen, Meissen zu sammeln. Auf dem Second Hand Markt gibt es Stücke, die unter ihrem Wert verkauft werden. Und diese Werte haben wir erkannt. Meissner Porzellan ist ja eigentlich Kunst. Durch das intensive Sammeln sind wir zu Experten gereift, man liest viel darüber, informiert sich. Unser Preisgefühl ist sehr sensibel, daher liegt unsere Stärke beim Einkauf. Wir bezahlen nicht jeden Preis, aber wenn etwas unter Wert angeboten wird, kaufen wir aggressiv und können viele Stücke einfach günstiger weiterverkaufen. Was Warren Buffett mit Aktien macht, machen wir mit Meissner Porzellan: Value Investing, also wertorientiertes Anlegen. Und diese Idee funktioniert.
Wenn man heute in Wohnungen schaut, gibt es kaum beständige Wertgegenstände. Ich finde das ein bisschen schade. Einerseits steht hinter dem antiken Porzellan ein Preis, andererseits hat es eine Geschichte, es ist Kunst, und man kann es weitergeben. Chinesen haben das erkannt, sie kaufen die Stücke nicht nur, weil sie das Geld haben, sondern auch als eine Wertanlage.