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„Unbekannte“ Helden - am Beispiel von Jiangsu

18.10.2024 18:48:12

Fragt man in Europa nach China, fällt Menschen, die nichts oder nicht viel mit China zu tun haben, in erster Linie Peking ein. Oder Schanghai.

Wobei man da schon einwenden müsste, dass es hier eigentlich um die Städte Beijing und Shanghai geht.

Kein Problem.

Unter den zahlreichen Nicht-China-Insidern werden von all jenen daher auch nur die Wenigsten wissen, dass es Jiangsu gibt. Geschweige denn, dass es sich dabei um eine Provinz in China handelt und wo ebendiese liegen könnte.

Nun ja, leisten wir etwas Nachhilfe:

Die Provinz Jiangsu liegt an der Ostküste Chinas, unweit von Shanghai und gilt als bedeutender Teil des Yangtze Fluss Deltas. Ende 2023 hatte die Provinz Jiangsu rund 85 Millionen Einwohner und damit ungefähr ähnlich viele Einwohner wie Deutschland. Die Hauptstadt Nanjing weist mit rund 10 Millionen Einwohnern schon eine recht mächtig klingende Relevanz auf.

So weit, so gut.

Was aber noch viel mehr zählt: Jiangsu ist eine wirtschaftlich extrem starke Provinz mit hohem Wirtschaftswachstum und noch viel Luft nach oben.

So zeichnet etwa die „COSCO Shipping Heavy Industry“ in Yangzhou die Tatsache aus, dass dort nicht nur gigantomanische Schiff mit einer Länge von über 500 Metern gebaut werden, sondern auch der Umstand, dass der Hafen von Yangzhou der größte in ganz Asien ist.

In Taizhou produziert die „Jiangsu Asian Star Anchor Chain Group“ mittels Spezialverfahren Schiffsketten mit einer Länge von bis zu 2,5 Kilometer Länge, wobei jedes einzelne Kettenglied ein Gewicht bis zu 500 Kilo haben kann.

In Nantong wiederum läuft einem perfekt Deutsch sprechenden CEO der Firma Bader China namens Felix Zhou über den Weg. Der ist stolz auf seine Autositz-Lederbezüge und Lenkrad-Leder-Überzüge, die von nahezu allen chinesischen Autogiganten gekauft werden. Und Herr Zhou bringt auch genau jenes Selbstbewusstsein zum Ausdruck, das man eben haben muss, will man ein guter CEO sein. Auf die Frage, wie er - am Beispiel der von der EU mit Strafzöllen belegten eAutos aus China - den Wirtschaftskonflikt zwischen China und der EU sieht, sagt er kurz: "Europa hat da sicher keine guten Karten."

Die Provinz Jiangsu zeigt aber auch noch ein ganz anderes Gesicht, fernab von Wirtschaftskraft und unbegrenztem Wachstum. Das Nationale Feuchtgebiet von Qinhu lädt nicht nur zum Ausflug sein, sondern zeigt auch unser aller Welt von einer Seite, wie sie Gott wohl einst geschaffen haben dürfte.

Kulturbegeisterte kommen bei zahlreichen Museumsbesuchen, bei Musikaufführungen und zum Beispiel auch in einem legendären Marco-Polo-Museum auf ihre Rechnung.

Jener Marco Polo, der einst irgendwann zwischen 1254 und 1324 seinen ganz eigenen Weg nach China gefunden hat. No na: Nicht mit dem Flugzeug nicht mit der Highspeed-Bahn, nicht im Auto und auch nicht hoch zu Pferde. Er ging zu Fuß, um in eine chinesische Welt einzutauchen, die ihresgleichen sucht und nicht nur in Metropolen wie Beijing, Shanghai, Guangzhou oder Chengdu für offene Augen sorgt. Sondern eben auch in der Provinz Jiangsu, die außerhalb Chinas wie erwähnt nur wenige kennen, aber noch viel mehr kennenlernen werden.


MARTIN SÖRÖS, FREIER JOURNALIST AUS ÖSTERREICH

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