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Anfang September ist die heißeste Zeit des Sommers in den meisten Teilen Chinas eigentlich schon vorbei. Doch im ostchinesischen Taishan-Gebirge ist es immer noch heiß und schwül, vor allem, wenn es gerade geregnet hat. Wang Qingji von der Landwirtschaftlichen Universität der Provinz Shandong und seine Studenten wandern schweißgebadet durch das Gebirge. Aber für ihre Forschungsobjekte, die Wildpilze, ist jetzt die beste Zeit zum Wachsen.
Jedes Jahr Ende August und Anfang September ist eine Gruppe von Pilzsammlern aus Universitäten, lokalen Forschungsinstituten und Speisepilzfirmen im Taishan-Gebirge aktiv.
Pilze, Baumpilze oder Speisepilze, wie sie im Volksmund genannt werden, heißen in der Sprache der Forscher Großpilze oder Makropilze. „Bisher ist die Erforschung der tierischen und pflanzlichen Ressourcen im Taishan-Gebirge relativ weit fortgeschritten. Aber die Erforschung der Makropilz-Ressourcen hinkt noch hinterher“. Wang Qingji, Dozent an der Fakultät für Pflanzenschutz der Landwirtschaftlichen Universität Shandong, und seine Kollegen und Studenten arbeiten seit einigen Jahren an einer Datenbank über die Pilze des Taishan-Gebirges.
Laut Wang liegt Taishan in der warmgemäßigten Klimazone und der relative Höhenunterschied beträgt mehr als 1400 m. Das lokale Klima sei durch einen vertikalen Wechsel gekennzeichnet, so dass Taishan reich an tierischen und pflanzlichen Ressourcen sei. Die Untersuchung der Pilzbestände sei für den ökologischen Schutz des Taishan-Gebirges von großer Bedeutung. Wang berichtete, dass im vergangenen Jahr mehr als 450 Makropilzarten in der Region identifiziert wurden, darunter mehr als 15 neue Pilzarten.
„Tiere können domestiziert werden, wilde Pilze auch. Wenn bestimmte Pilzarten ein hohes Potenzial für die Kultivierung haben, können wir sie domestizieren und kultivieren, indem wir lebende Stämme von ihnen erhalten und diese dann weiter kultivieren“, so Wang weiter. Als Beispiel nannte Wang den roten Lackporling, der zu den vier Schätzen des Taishan-Gebirges gehört.
Im Jahr 2023 betrug die jährliche Anbaufläche für Speisepilze in der Stadt Tai'an, wo sich der Berg Taishan befindet, 253 Hektar. Die Jahresproduktion überstieg 15.000 Tonnen und der jährliche Produktionswert lag bei 240 Millionen Yuan RMB, was etwa 30,5 Millionen Euro entspricht.
Nach Getreide, Öl, Obst und Gemüse sind Pilze derzeit das fünftwichtigste Agrarprodukt in China. Die jährliche Produktion von Speisepilzen beläuft sich landesweit auf über 40 Millionen Tonnen. Da die Rohstoffe der Branche hauptsächlich aus organischen Abfällen der Landwirtschaft stammen, steht sie in vollem Einklang mit Umweltschutz, Kreislaufwirtschaft und nachhaltiger Entwicklung und hat sich zu einer der tragenden Industrien der chinesischen Landwirtschaft entwickelt.