Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat ernste Bedenken hinsichtlich des Schutzes des sauberen Sports in den Vereinigten Staaten geäußert und „grundlegende Reformen“ des US-amerikanischen Anti-Doping-Systems gefordert.
Die WADA erklärte in einem Schreiben an die Vorsitzende des Verwaltungsrats der Anti-Doping-Agentur der Vereinigten Staaten (USADA), Tobie Smith, 90 Prozent der US-amerikanischen Athletinnen und Athleten träten außerhalb der Gerichtsbarkeit des Welt-Anti-Doping-Codes an, insbesondere in den Profiligen und im Unisport. „75 Prozent der Athletinnen und Athleten aus den USA, die in Paris angetreten sind, kamen aus dem Collegesystem. Das sind drei Viertel der US-Olympioniken, die einst Teil eines Elitesystems waren, das weit unter dem weltweit anerkannten Standard für sauberen Sport liegt.“
Die WADA schlug aufgrund der weitreichenderen Auswirkungen außerdem Alarm und erklärte, das Problem betreffe nicht nur die US-amerikanischen Athletinnen und Athleten. Medienberichten zufolge hätten die Schulen der US-amerikanischen National Collegiate Athletics Association (NCAA) mehr als 1.000 ehemalige, aktuelle und zukünftige studentische Athletinnen und Athleten aus über 100 Ländern und Regionen zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris geschickt. 272 Athletinnen und Athleten davon hätten 330 Medaillen für 26 Länder und Regionen gewonnen.
Darüber hinaus kritisierte die WADA das Verhalten der USADA bei den Doping-Tests als unzureichend. Die USADA sammelte im Jahr 2023 ihren eigenen Angaben zufolge nur 7.773 Proben von 3.011 Athletinnen und Athleten. Die WADA bezeichnete dies als eine „enttäuschende Zahl“ angesichts der Bevölkerungszahl des Landes, der großen Anzahl ihrer Athletinnen und Athleten sowie der Größe ihrer Olympiamannschaft. „Die Nationale Anti-Doping-Organisation Frankreichs sammelt deutlich mehr Proben als die USADA, obwohl sie über ein Budget verfügt, das nur etwas mehr als ein Drittel des Budgets der USADA beträgt. Die USADA sammelte auch weniger Proben als die nationalen Anti-Doping-Organisationen Chinas, Russlands, Italiens und Großbritanniens.“
Darüber hinaus kritisierte die WADA, dass die USADA Berichten zufolge ein Programm betreibe, das es bestimmten Athletinnen und Athleten, die schwere Dopingvergehen begangen hätten, ermögliche, verdeckt zu dopen und mehrere Jahre lang weiter an Wettkämpfen teilzunehmen, was unfair gegenüber sauberen Athletinnen und Athleten sei.
In ihrem Schreiben an die USADA betonte die WADA: „Angesichts der anhaltenden geopolitischen Einmischung wird die WADA den Code weiterhin ohne Furcht oder Bevorzugung umsetzen sowie mit Athletinnen und Athleten, der Sportbewegung sowie den nationalen und regionalen Anti-Doping-Organisationen und Regierungen zusammenarbeiten.“