(Foto: VCG)

"Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Land eine Eisenbahn gründet, aber es ist ungewöhnlich, dass eine Eisenbahn ein Land gründet", sagte Sir Charles Eliot, der damalige Kommissar von Britisch-Ostafrika, im Jahr 1903.

Eliot, "der die Politik der weißen Vorherrschaft im Protektorat Britisch-Ostafrika (dem heutigen Kenia) einleitete", wie es auf der Website der Encyclopaedia Britannica heißt, bezog sich damit auf die Meterspurbahn, die die britischen Kolonialisten zwischen 1896 und 1901 in Ostafrika bauten.

Die Eisenbahn, ein Symbol für die Ausdehnung der westlichen Zivilisation, brachte weiße Siedler auf der Suche nach Abenteuern und kolonialer Eroberung auf den afrikanischen Kontinent und war Zeuge des kenianischen Aufbruchs und des Kampfes um die Unabhängigkeit.

"Die einen loben sie (die Eisenbahn) als Schlüsselelement bei der Geburt Kenias, oder wie wir sagen, der Geburt einer Nation, die anderen sind eher der Meinung, dass sie eine Rolle bei der Kolonialisierung Kenias gespielt hat", sagte Dennis Munene, Geschäftsführer des China-Africa Center, kürzlich in einem Interview mit Xinhua.

"Wir feiern jetzt unsere 60-jährige Unabhängigkeit. Und wir werden immer wieder auf das zurückblicken, was geschehen ist. Wir werden die Wunden heilen und jetzt darauf drängen, dass Kenia mehr Entwicklung erreicht", sagte Munene.

Kenia befreite sich vor sechzig Jahren von den Fesseln der Kolonialherrschaft, doch das Erbe der kolonialen Wirtschaft behinderte die Entwicklung des Landes noch jahrzehntelang.

Heute können Touristen bei einem Blick aus den Zugfenstern der alten Eisenbahn Kenias wunderschöne Landschaft und die vielfältige Tierwelt genießen und Teeplantagen sehen, von denen sich einige noch immer im Besitz westlicher multinationaler Unternehmen befinden.

Inzwischen hat eine bemerkenswerte Veränderung ihre Aufmerksamkeit erregt: Die neue, von China gebaute Mombasa-Nairobi Standard Gauge Railway (SGR) verläuft größtenteils parallel zur alten Strecke.

Die SGR, die den Namen Madaraka Express trägt, wurde am 31. Mai 2017 in Betrieb genommen, einen Tag vor dem Madaraka-Tag, der an die interne Selbstverwaltung Kenias am 1. Juni 1963 erinnert.

Der neue Zug hat die Reisezeit und die Kosten für den Güterverkehr drastisch reduziert. Sie wurde zum bevorzugten Verkehrsmittel für Pendler und trug entscheidend dazu bei, den Handel anzukurbeln und kleinere Städte entlang ihres Korridors zu stärken.

Im Eisenbahnmuseum ist eine Miniaturlokomotive der SGR ausgestellt, auf deren Wagenseite der Slogan "connecting nations, prospering people" zu lesen ist.

"Die alte Kenia-Uganda-Eisenbahn war eher eine Förderbahn, mit der die Kolonialherren Rohstoffe aus dem Hinterland zum Indischen Ozean transportierten, um sie in ihre Länder zu verschiffen", sagte Munene.

"Die SGR, die eine Partnerschaft zwischen China und Kenia ist, ist entwicklungsorientiert. Sie hilft Kenia bei der Vernetzung mit den anderen ostafrikanischen Ländern. Sie hilft Kenia beim Wachstum in Bezug auf die wirtschaftliche Expansion. Sie schafft eine schnelle und effiziente Transportmöglichkeit für Güter und Passagiere", so Munene.

Die neue Eisenbahn ist seit mehr als 2.300 Tagen in Betrieb und hat Millionen von Fahrgästen und Tonnen von Gütern befördert und damit einen wichtigen Beitrag zum sozioökonomischen Wachstum Kenias geleistet. Lokale Fahrer, Techniker und Zugbegleiter, die von chinesischen Fachleuten geschult wurden, sorgen für den reibungslosen Betrieb der Bahn.

Der Madaraka Express ist ein Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen China und Kenia im Rahmen der "Gürtel und Straße"-Initiative. In den vergangenen Jahren haben derartige Kooperationsprojekte dazu beigetragen, die Infrastrukturverbindungen auf dem gesamten Kontinent zu verbessern und den innerafrikanischen Handel anzukurbeln.

Die koloniale Vergangenheit, für die die alte Eisenbahn steht, verblasst allmählich. Eine strahlende Zukunft, die die neue Eisenbahn mit sich bringt, zeichnet sich ab.

Quelle: German.news.cn