Die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland haben den höchsten Stand seit rund zehn Jahren erreicht. Die Zahlen für das erste Halbjahr 2024 seien im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gestiegen, teilte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag mit.
Die Zahl der Insolvenzen lag in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei insgesamt 11.000. Bei den Großunternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten verdoppelte sich die Zahl der Insolvenzen auf 80, bei den mittleren und kleinen Unternehmen, die den Großteil der Insolvenzen ausmachten, stieg sie um bis zu 50 Prozent.
Die Unternehmen hätten weiterhin „mit den Folgen der Rezession 2023, den anhaltenden Krisen und der schwachen Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr zu kämpfen“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. All diese Faktoren hätten viele Unternehmen erdrückt.
Laut Creditreform verzeichneten alle großen Wirtschaftsbereiche in Deutschland einen Anstieg der Insolvenzen um mehr als 20 Prozent, wobei der Dienstleistungssektor mit einem Plus von 34,9 Prozent auf insgesamt 6.500 am stärksten betroffen war.
Anfang Juni hat FTI-Touristik, eine Tochter des drittgrößten europäischen Reiseveranstalters FTI Group, Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen kündigte an, alle Buchungen ab Anfang nächsten Monats zu stornieren. 175.000 Reisen seien betroffen.
Ein weiterer prominenter Fall ist der deutsche Einzelhandelsriese Galeria. Die zweitgrößte Warenhauskette Europas hat innerhalb von dreieinhalb Jahren dreimal Insolvenz angemeldet. Obwohl das Unternehmen einen neuen Investor gefunden hat, stehen weitere Filialschließungen bevor.
Trotz der jüngsten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank rechnet Creditreform bis zum Jahresende mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen.