Die Trachten der Zhuang-Ethnie, der bevölkerungsreichsten nationalen Minderheit in China, finden wegen ihrer Farbenpracht und ihres modischen Designs großen Zuspruch bei den jüngeren Generationen in China. Li Meng ist Liebhaberin traditioneller Trachten. Auch im Alltag zieht sie gerne bunt bestickte Zhuang-Kleider an.
Li sagt: „Ich habe ein handbesticktes Zhuang-Kleid, das mehr als 500 Yuan RMB wert ist. Zum Wechseln habe ich auch ein paar billigere Kleider im Stil der Zhuang.“
Li Meng zufolge wurden die Trachten der Zhuang früher nur an Festtagen oder für Aufführungen angezogen. Heutzutage seien die Zhuang-Trachten allmählich ein tägliches Outfit für Liebhaber geworden.
Als wichtiger Bestandteil der Kultur der Zhuang haben die Zhuang-Trachten eine über 1.000-jährige Geschichte. Lu Lanzhen ist Überlieferin der Technik zur Anfertigung der Zhuang-Trachten in Nanning, der Hauptstadt des Autonomen Gebiets Guangxi der Zhuang-Nationalität. Sie lernte schon als Kind bei ihrer Großmutter die Stickerei und entwickelte die Technik der Buntstickerei, um die Stickereien exquisiter zu machen.
Mit der Entwicklung der maschinellen Stickerei üben viele diesen Beruf nicht mehr aus, sodass die traditionelle Sticktechnik der Zhuang vom Aussterben bedroht ist.
Lu erklärt: „Meine Großmutter hat mich darum gebeten, die traditionellen Trachten unserer Ethnie auf jeden Fall weiterzugeben. Diese Handwerkskunst könnte verloren gehen, wenn Leute, wie ich, nichts dagegen tun.“
So ermutigte Lu Lanzhen 2011 ihre beiden Cousinen, die Sticknadel wieder aufzunehmen. „In der schwierigsten Zeit hatte ich nur etwas mehr als zehn Yuan RMB in der Tasche, um das Garn zu kaufen“, erinnert sich die über 60-Jährige. Dank der Unterstützung ihrer Familie und der lokalen Regierung überstand sie diese schwierige Zeit und gründete im Jahr 2013 ihr eigenes Atelier.
Während es am Anfang im Atelier nur drei Mitarbeiter gab, ist die Zahl der Beschäftigten inzwischen auf 48 gestiegen. Lu Lanzhen organisiert jedes Jahr außerdem vier oder fünf Ausbildungskurse. Sie sagt: „Zwei Drittel der Kursmitglieder sind junge Menschen. Dank unserer Bemühungen zur Verbesserung der Zhuang-Trachten ziehen heute immer mehr junge Menschen gerne traditionelle Kleidung der Zhuang an.“
Lu Lanzhen setzt sich seit einem halben Jahrhundert dafür ein, die Trachten der Zhuang zu pflegen und weiterzuentwickeln. Der Kunsthandwerkerin zufolge legen die Zhuang großen Wert auf die Muster ihrer Kleidung. Schwert und Flaschenkürbis seien für die Zhuang übliche Muster für Kinderkleidung. Für Kleidung von Jugendlichen seien Lotosblüten und Granatapfelblüten eine häufige Wahl. Schwere Farben, wie Schwarz und Tiefrot, stünden für die ältere Generation. Die entsprechenden Muster seien glückverheißende Wolken, das chinesische Schriftzeichen für Langlebigkeit und Löwen.
Um die Zhuang-Trachten beliebter zu machen, hat Lu kühne Versuche unternommen. Beispielsweise nutzt sie Stoffe in leuchtenden Farben und bringt Elemente der Zhuang mit modischem Design in Einklang.
Heutzutage ist es Mode in China und auch in Übersee, traditionelle Kleidung auch im Alltag anzuziehen. Yang Ting, eine Angehörige der Zhuang, die in den 2000ern geboren ist, sagt: „Ich hatte früher den Eindruck, dass Kleidungsstücke der Zhuang langweilig sind. Ich habe in den vergangenen Jahren viele Menschen gesehen, die Zhuang-Kleidung mit auffälligem Farbschema und exquisitem Muster tragen.“ Yang tanzt gern und kleidet sich im Stil der Zhuang. „Ich bin stolz, beim Tanzen die Trachten unserer Ethnie zu präsentieren“, so die junge Frau.