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Briefe aus der Tengger-Wüste überbringen herzliche Grüße und Liebe

12.03.2024 08:33:16


 

Foto von VCG

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In der riesigen Tengger-Wüste fällt ein unerwartetes Bauwerk ins Auge: ein 15 Quadratmeter großes, grünes Haus - ein Postamt, das nur nach einem anstrengenden 10-Kilometer-Trekking durch den Sand von der nächsten Straße aus erreichbar ist. In dieser trostlosen Gegend, die in der viertgrößten Wüste Chinas liegt, kann man sich leicht verirren.

Trotz der spärlichen menschlichen Präsenz führt eine 37-jährige Unternehmerin ihr Team jede Woche durch die Wüste, um Post vom Postamt abzuholen und Bäume in der umliegenden Oase zu pflanzen. Diese Routine besteht nun schon seit drei Jahren. Gao Tangtang, Gründerin von dem „Wüste-Postamt“ sagt: „Die Kunden bestellen in meinem Taobao-Shop - sie schicken Postkarten oder übernehmen eine Baumpatenschaft. Die Gründe für die Briefe und Baumpatenschaften sind vielfältig - von der Pflanzung eines Baumes für ein geliebtes Haustier bis hin zur Widmung eines Baumes an ein virtuelles Idol aus der Anime-Welt. Manche pflanzen sogar Bäume zum Gedenken an einen verstorbenen Freund, in der Hoffnung, dass sein Leben in Form eines Baumes weiterlebt.“

Gao hatte diese unternehmerische Idee im Jahr 2017. „Zu dieser Zeit war ich zufällig in der Wüste unterwegs und spürte die einzigartige Naturkraft. In der Wüste erscheinen selbst die größten Sorgen unbedeutend. Ich wollte diese kraftvolle Erfahrung mit mehr Menschen teilen.“ Auf einer solchen Reise stieß Gao auf ein verlassenes Postamt. Einheimische Hirten erzählten ihr, dass es vor 36 Jahren als lebenswichtige Verbindung zwischen ihnen und der Außenwelt gedient hatte.

Im Jahr 2021 gab Gao ihren Marketingjob auf, holte sich die Erlaubnis von der China Post und baute das Postamt wieder auf. Zum chinesischen Tag des Baumes in diesem Jahr führte sie den Service „Adoptiere einen Baum in der Wüste“ ein und stellte ihn auf Taobao vor. Kunden können demnach in ihrem Laden Bestellungen aufgeben und sie bitten, für 28,8 Yuan (etwa 3,68 Euro) Postkarten zu schreiben und über das Wüstenpostamt zu versenden oder für 199 Yuan einen Baum in der nahe gelegenen Oase zu pflanzen. Die Baumpaten können über ein Miniprogramm auf WeChat aus der Ferne Foto-Updates ansehen.

Foto von VCG

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Im Mai 2023 wandte sich eine junge Mutter, die gegen Krebs kämpfte, an Gao und äußerte den Wunsch, einen Baum zu adoptieren. Da sie sich gerade einer Bestrahlungstherapie unterzogen habe und nicht sicher sei, wie lange sie ihr einjähriges Baby noch sehen würde, bat sie Gao, die Postkarte und ein Foto des Baums nach 10 Jahren an ihr Kind zu schicken. Sie sagte, es wäre wunderbar, wenn sie die Karte noch lesen und die Bilder des Baumes zusammen mit ihrem Kind nach einem Jahrzehnt sehen könnte.

„Als ich von dieser herzlichen Bitte hörte, konnte ich als Mutter auch die Tränen nicht zurückhalten. Diese Mutter möchte die Dimension der Liebe auf eine so gewöhnliche und doch tiefgreifende Weise erweitern. Das gab auch mir als Mutter das Gefühl, dass das, was ich tue, wertvoll ist“, sagte Gao.

Im vergangenen Jahr hat Gao über 20.000 Briefe aus der Wüste verschickt und 10.000 Bäume in der Nähe des Postamtes gepflanzt. Ihr Unternehmen hat sich von einem Ein-Personen-Unternehmen zu einem Team von mehr als einem Dutzend Personen entwickelt. Gao gibt zu, dass das Pflanzen von Bäumen und das Versenden von Postkarten ihrem Geschäft keine allzu großen Gewinne einbringe. „In einem guten Monat belaufen sich die Gesamteinnahmen auf etwa 50.000 Yuan, im Durchschnitt sind es etwa 10.000 bis 20.000 Yuan. Nach Abzug der Lohn- und anderer Kosten bleibt nicht viel übrig. Kürzlich habe ich im Rahmen des Miniprogramms einen Dienst eingeführt, mit dem die Paten die Bäume ansehen können, was den finanziellen Druck weiter erhöht.“

Trotzdem möchte Gao das Geschäft weiterführen, also muss man neben der Leidenschaft auch einen profitablen Kanal haben. Dazu sagt Gao: „Derzeit bringen wir eine Reihe kultureller und kreativer Produkte auf den Markt, deren Preis sich auf mehrere Dutzend Yuan beläuft. Fans, die uns unterstützen, geben oft Bestellungen auf. Und wir suchen und erforschen weitere Geschäftsmodelle.“

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