Der neunjährige Abdulwal Abdula hebt seinen rechten Arm und winkt den Gästen zum Abschied, als sie sein Haus in einem Dorf im Bezirk Hotan im westchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang verlassen. Diese scheinbar einfache Geste ist nur möglich, weil Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten gegen die Zeit ankämpften, um den abgetrennten rechten Arm des Jungen vor mehr als zwei Jahren zu retten.

Am 30. April 2021 gegen 20 Uhr wurde Abdulwals rechter Arm abgetrennt, als er sich im Motor eines laufenden Traktors verfing, während seine Eltern damit beschäftigt waren, die Walnussbäume in der Nähe ihres Hauses im Dorf Kumairik zu pflegen. Das lokale Krankenhaus, in das er eingeliefert wurde, war sich der Komplexität der Wiederbefestigung des Arms bewusst. Es beschloss, die Operation, die innerhalb von acht Stunden durchgeführt werden musste, zu ermöglichen. Dafür musste Abdulwal jedoch in das Krankenhaus für Traditionelle Chinesische Medizin verlegt werden, das mit der Medizinischen Universität Xinjiang in der rund 1.400 Kilometer entfernten Regionalhauptstadt Ürümqi verbunden ist.

Doch während Abdulwal zum Flughafen von Hotan eskortiert wurde, stand der letzte Flug nach Ürümqi in dieser Nacht – der China Southern Airlines Flug CZ6820 – bereits auf der Startbahn und war in den Startvorbereitungen. Die Mitarbeiter der Flugsicherung nahmen sofort Kontakt mit den Piloten auf und baten sie zu warten, während sich die Beamten am Flughafen beeilten, die Erlaubnis zu erhalten, dass das Flugzeug zum Terminal zurückkehren und den Jungen abholen durfte. Nach Erhalt der Genehmigung kehrte das Flugzeug zurück und Abdulwal und sein abgetrennter Arm, der in einer gelben medizinischen Tasche verpackt war, wurden an Bord gebracht. Keiner der Passagiere beschwerte sich über die Verzögerung. Nachdem das Flugzeug in Ürümqi gelandet war, wurde Abdulwal über eine Reihe von speziell freigegebenen grünen Kanälen mit einem Polizeiwagen an der Spitze in kürzester Zeit ins Krankenhaus gebracht.

Die Operation begann 7,5 Stunden nach dem Unfall. Am Ende wurde sein abgetrenntes Glied erfolgreich wieder angenäht und die gebrochenen Knochenfragmente neu ausgerichtet. Die Geschichte verbreitete sich schnell in den sozialen Medien und berührte viele Menschen, die den Einsatz so vieler Menschen lobten, die den Jungen vor einem Leben mit nur einem Arm bewahrt hatten.

Abdulwal kehrte am 19. Juli 2022 nach Hotan zurück, nachdem er eine Reihe von Behandlungen und Therapien hinter sich gebracht hatte. Er besucht jetzt die zweite Klasse der Grundschule in seinem Dorf. In den Pausen spielt er gerne Fußball und Basketball mit seinen Freunden.

Die Funktion von Abdulwals rechtem Arm verbessere sich weiter und sein Leben habe sich wieder normalisiert, sagt seine Mutter Sudiwuman Yimintohut. „Nach der Operation konnte er seine Finger anfangs nicht bewegen. Jetzt sind sie viel besser und er kann leicht nach Dingen greifen. Er kann sogar mit der rechten Hand schreiben. Jeden Tag geht es ihm besser. Sein Leben wäre völlig anders verlaufen, wenn er einen seiner Arme verloren hätte.“

Abdulwal erklärt: „Ich möchte Arzt werden, wenn ich groß bin, damit ich anderen helfen kann.“