Ende August dieses Jahres teilten Chinas Nachrichtenagenturen mit, dass in diesem Oktober China Gastgeber des 3. Seidenstraßenforums für internationale Zusammenarbeit sein werde. Und bereits wenige Tage später konnte vermeldet werden, dass bereits Vertreter von mehr als 90 Ländern ihre Teilnahme bestätigt hätten.

Nach den Foren in den Jahren 2017 und 2019 erleben wir also nunmehr die 3. Auflage. Und das Besondere: Man kann zugleich den 10. Jahrestag der Rede von Präsident Xi Jinping mit dem Titel  „Volksfreundschaft vertiefen und schöne Zukunft gemeinsam schaffen“ an der Nasarbajew-Universität in Astana begehen. In dieser Rede legte er erstmals seine Initiative zum gemeinsamen Aufbau der Wirtschaftsgürtel entlang der Seidenstraße vor.

Und seither ist diese Initiative „Seidenstraße“ weltweit in aller Munde.

Ihre Faszination beginnt bereits mit dem Anknüpfen an den entsprechenden Begriff des Altertums. Zur Eröffnung des Seitenstraßenforums 2017 beschrieb dies Präsident Xi mit den Worten: „Vor über 2000 Jahren zogen unsere Ahnen durch verlassene Steppen und Wüsten, sie öffneten den Weg zwischen Asien, Europa und Afrika, den wir heute als „Seidenstraße“ bezeichnen.“ Und weiter: „Diese alten Handelsrouten öffneten das Fenster für den friedlichen Austausch unter den Nationen und leisteten damit einen großartigen Beitrag zur menschlichen Entwicklungsgeschichte.“  

Und eine eindrucksvolle filmische Darstellung dieses Güteraustausches der Antike habe ich kürzlich von Chinanews gesehen, die zugleich die Brücke zur neuen Seidenstraßeninitiative schlug. Erinnert wurde an das Ausmaß der im Zusammenhang mit der Initiative getätigten Investitionen, die hohe Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze, ferner daran, dass mehr als 75 % der Staatengemeinschaft sich der Initiative angeschlossen haben sowie 32 internationale Organisationen. Erinnert wurde auch an den beeindruckenden Ausbau der logistischen Verbindungen: An die Stelle der Kamelkarawanen von damals seien heute die „eisernen Kamelkarawanen“ der Güterzüge getreten.

 In der Tat: Ganz konkret entwickelte sich die „neuen Seidenstraße“ zu einem weitgreifenden Netz aus neugebauten Häfen, Eisenbahnlinien, Straßen und Industrieparks, die Afrika, Asien und Europa verbinden.

Die chinesische Regierung beschrieb frühzeitig als Zielrichtung der Initiative, aufgrund der bilateralen und multilateralen Systeme sowie der bestehenden regionalen Kooperationsplattformen und mit Hilfe der historischen Bezeichnung „Seidenstraße“ die Kooperationspartnerschaft mit Ländern entlang der Seidenstraße zu entwickeln und eine Interessengemeinschaft, Schicksalsgemeinschaft und Verantwortungsgemeinschaft mit politischem Vertrauen, wirtschaftlicher Integration und kultureller Toleranz aufzubauen. Die globalen Zielsetzungen der Initiative lassen sich kurz mit wirtschaftlicher Diversifizierung, politischer Stabilisierung und dem Aufbau einer multipolaren Weltordnung beschreiben.

Entsprechend der allgemeinen Politik der VR China, die einen besonderen Fokus auf die Unterstützung der Entwicklungsländer gerichtet hat, dürften auch bei dem 3. Seidenstraßenforum deren Belange im besonderen Blickfeld der Beratungen stehen. Darüber hinaus werden natürlich auch Schwerpunkte der Initiative wie Armutsbekämpfung zur Förderung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, Konnektivität und Kultureller Austausch weiter entwickelt werden. Bereits anlässlich des 2. Seidenstraßenforums hatte VN-Generalsekretär Antonio Guterres die Unterstützung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen durch die Seidenstraßeninitiative unterstrichen. In der Tat: Die Seidenstraßeninitiative ist ein markanter Eckstein beim Aufbau des Hauses einer menschlichen Gemeinschaft mit geteilter Zukunft. Und das 3. Seidenstraßenforum wird einen weiteren beherzten Schritt auf dem Wege der Umsetzung machen.

Dr. jur. Michael Borchmann

Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten

Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.

Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China