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Der „letzte weibliche Häuptling Chinas“ und ihr Leben mit Rentieren

25.08.2023 08:54:41

Die Wälder im Großen Hinggan-Gebirge haben sich seit Beginn des Herbsts stark abgekühlt. Dekesha geht mit ihren Rentieren durch die Wälder, die vorsichtig nach Moos suchen, während sie ihrer Mutter im Himmel über die Situation des Rentierstammes „berichtet“. Begleitet wird das Ganze vom Klang der Rentierglocken.

Dekesha ist die Tochter des „letzten weiblichen Häuptlings Chinas“, Maria Soh, die am 20. August 2022 im Alter von 101 Jahren neben ihrem geliebten Rentier starb. Die 1921 geborene Maria Soh, eine Ewenke, verbrachte ihr ganzes Leben mit ihrem Volk im südlichsten Bergwald des Taigawald-Gürtels in der zirkumpolaren Arktis.

Die Olguya Ewenken oder auch Rentier-Ewenken sind das einzige Rentierzüchtervolk in China und Maria Soh hatte ihr ganzes Leben den Rentieren gewidmet. Im Jahr 2003 zog die Gruppe von Rentier-Ewenken in den westlichen Vorort der Stadt Genhe. Diese ethnische Gruppe, die früher mit ihren Rentieren in den Bergen lebte, schloss sich der modernen Gesellschaft an.

Dekesha erklärt: „Das erste Mal, dass ich den Berg verließ, war, um zur Schule zu gehen. Das Leben in der Stadt war ein bisschen seltsam, aber es befriedigte meinen Wunsch zu lernen.“ Sie hätte damals nicht gedacht, dass sie jemals in die Berge zurückkehren würde. Aber Maria Soh, die ihr ganzes Leben mit den Rentieren in den Bergen verbracht hatte, vermisste ihre Tiere zu sehr. Dekesha beschloss, ihre Mutter wieder in die Berge zu begleiten.

Sie erinnert sich daran, wie sich die Produktions- und Lebensbedingungen der Jäger in den Bergen ab 2008 mit der Unterstützung der lokalen Regierung erheblich verbesserten. „Es wurden Solaranlagen installiert und die Familien erhielten auch Traktoren, Wohnwagen und Zelte.“

Derzeit gibt es in der Ewenkischen Nationalitätengemeinde Olguya 14 Jagdplätze. Die Zahl der Jäger ist auf fast 350 gestiegen und die Rentierpopulation wuchs von ursprünglich rund 400 Tieren auf mehr als 1.400 Tiere an.

Immer mehr junge Leute kehren in die Berge zurück, um Rentiere zu züchten und sie haben auch einen Rentierforschungsverband gegründet, um mit Experten und Wissenschaftlern zu kommunizieren sowie akademische Forschungen zum Wachstum der Rentierpopulation durchzuführen. Dekesha sagt, das sei es, was sich ihre Mutter am meisten gewünscht habe, als sie noch lebte. Sie hoffe, dass Chinas Rentierkultur von der Welt wahrgenommen werde.

Heute bleibt Dekesha in den Bergen bei ihren mehr als 100 Rentieren, die ihre Mutter ihr hinterlassen hat. Sie erinnert sich immer an die Worte ihrer Mutter: „Wir haben die Berge und Wälder über Generationen hinweg bewahrt. Die Rentiere sind wie meine Kinder, ich liebe sie sehr.“

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