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Ein großes Plus und viele große Fragezeichen

25.08.2023 10:43:45

Der Gipfel der BRICS-Staaten in Johannesburg ist Geschichte und er wird in ebendiese auch eingehen. Als Zusammentreffen jener Staaten, in deren Hand die Hauptverantwortung für unsere globale Zukunft liegt.

Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben die Bühne der Weltöffentlichkeit nicht für eine Politshow nach dem Vorbild Hollywoods missbraucht, sondern Schritt für Schritt ein Programm abgearbeitet, das schlichtweg abzuarbeiten war.

Wie zum Beispiel die Erweiterung der BRICS-Gemeinschaft um Ägypten, Äthiopien, Argentinien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate ab Jänner 2024, die sicherlich nur einen ersten Schritt zum Projekt BRICS+ darstellt. Schon bald wird die Gruppe jener Länder, die lieber mit China, Russland und deren Partnern unter einer Decke stecken, als mit den USA und mit der wankenden Europäischen Union, weiterwachsen.

Diskutiert wurden auch Wirtschafts-, Umwelt- und Sicherheitsfragen, sowie Möglichkeiten, den Einfluss der BRICS zu nutzen, um den furchtbaren Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu einem Ende zu bringen.

Und selbstverständlich stand auch das Thema der weiter sehr rasch voranschreitenden Ent-Dollarisierung auf der Agenda, wobei Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva keinen Zweifel aufkommen ließ, dass man in Zukunft bilaterale als auch multilaterale Handelsgeschäfte nicht mehr in US-Dollar, sondern in nationalen oder auch in neuen gemeinsamen Währungen abschließen wolle.

Fest steht: Der BRICS-Gipfel hat die Welt - auch wenn man das in den USA und in der EU nicht wahrhaben will - neu geordnet. Und das nicht zum Schaden der Weltbürger. Ganz im Gegenteil.

Und wie haben die Medien und die politischen Führer im (selbsternannten) freien Westen auf die Ereignisse in Johannesburg reagiert?

War da beispielsweise Dankbarkeit und Applaus zu vernehmen darüber, dass jetzt ausgerechnet mit dem Iran und mit Saudi-Arabien zwei Giganten auf jahrelanges Betreiben Chinas unter einem Dach wohnen, die über Jahrzehnte eine große internationale Bedrohung darstellten ob der wechselseitigen Feindseligkeiten?

Nein, weit gefehlt.

In Europas Medien und Politik wurde auf den BRICS-Gipfel auf ganz unterschiedliche Weisen reagiert.

Zum einen mit Ignoranz. Von Seiten der EU-Führung zum Beispiel, wo man - so hat es fast den Anschein - offenbar gar nicht wahrgenommen hat, was in Johannesburg abgeht.

Es wurde aber auch mit Kritik und Häme reagiert. So machten sich westliche Medien und Politiker darüber lustig, dass die via Videobotschaft zugeschaltete Rede von Russlands Staatschef Vladimir Putin von zahlreichen Gipfel-Delegierten mit Applaus und Anerkennung quittiert wurde.

Leider ein klares Zeichen dafür, dass man weder in der EU noch in den USA auch nur im Ansatz erkannt hat, dass viel auf dem Spiel steht und dass der Tag kommen wird, wo sich irgendwann irgendwer mit genau diesem Vladimir Putin an einen Tisch setzen muss, um das Töten und Zerstören im Ukraine-Krieg zum Wohle aller zu beenden.

Die Einschätzung, dass das Leben in der ständig wachsenden BRICS-Familie eher mehr und mehr floriert, denn es sich im Westen normalisiert, liegt nahe.

2024 findet der BRICS-Gipfel, bei dem die nächsten Staaten zur Großfamilie stoßen werden, übrigens im russischen Kasan statt.

Ob man in der EU und in Washington bis dann aus der Schockstarre erwacht sein wird?

Man hat so seine Zweifel . . .


MARTIN SÖRÖS, FREIER JOURNALIST AUS ÖSTERREICH    

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