Meng Xuantai sorgte vor elf Jahren auf dem Weg zur Schule in den schroffen Bergen von Dahua im Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität in Südwestchina für Schlagzeilen.
Auf dem Foto, das von einem Fotografen der Nachrichtenagentur Xinhua 2012 geschossen wurde, kämpfte der achtjährige Schüler damit, eine Klippe hinauf zu klettern. Dabei drückte er eine Hand gegen den Felsen, um das Gleichgewicht zu halten und hielt in der anderen Hand eine Plastiktüte, die alles enthielt, was er für die Schule brauchte.
Außerdem befand Meng sich zwischen zwei älteren Schülern, die ihn bei Gefahr schützen sollten. Von ihrem Heimatdorf Nongyong aus mussten sie auf die andere Seite des Berges zur nächsten Schule gehen. Der Weg war lang und gefährlich, sodass die Schüler nur am Wochenende nach Hause gehen konnten.
Der Bezirk Dahua, der hauptsächlich von der ethnischen Gruppe der Yao bewohnt wird, liegt in einer Karstlandschaft, die mit Felsen bedeckt ist. Mengs Heimatdorf wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wegen der extrem harten Naturbedingungen als unbewohnbar bezeichnet. Auf dem Foto trug Mengs Bruder Meng Xuanren, damals elf, ein Bettlaken aus Bambusfasern.
Die beiden Jungen hatten unterschiedliche Träume. Meng Xuantai hegte den Wunsch, erwachsen zu werden, seinen Lebensunterhalt „irgendwo außerhalb des Berges“ zu verdienen und seine Eltern zu unterstützen, während sein Bruder Meng Xuanren davon träumte, zur Universität zu gehen und „sein Schicksal durch Wissen zu ändern“.
Ihr Vater Meng Guisu, der nicht einmal die Grundschule beendet hatte, gehörte zu der Mehrheit der Dorfbewohner, die weit weg von zu Hause arbeiteten. Er bestand darauf, dass seine Söhne eine bessere Ausbildung erhielten und einen anständigen Lebensunterhalt verdienten.
Meng Keyou begann die Schule erst mit neun, zwei Jahre später als seine Altersgenossen. Weil seine Eltern es für einen Siebenjährigen für zu gefährlich hielten, eine Klippe auf und ab zu klettern. Denn ein Absturz könnte tödliche Folge haben.
Meng Qiuyan, damals elf Jahre alt, erinnert sich an ein älteres Mädchen, das auf dem Weg zur Schule von der Klippe fiel.
„Sie wurde von Steinen und Bäumen abgefangen, eine Lehrerin eilte ihr zu Hilfe, sie hat dadurch jedoch bis heute eine lange Narbe auf der Stirn“, sagte Meng Qiuyan.
Der Xinhua-Fotograf Huang Xiaobang folgte diesen Kindern auf ihrem Schulweg zum ersten Mal im Jahr 2012 und aktualisierte sein Fotoarchiv über die Jahre. Die Veränderungen sind deutlich erkennbar: Die Kinder wuchsen zu Erwachsenen heran und schwarze Straßen ersetzten den felsigen, gefährlichen Bergweg, den ihre kleinen Füße einmal betraten.
Huang sagte. „Ich habe das Bergleben mit meiner Kamera festgehalten und die Fotos kategorisiert. Die Kinder gingen zur Schule, kamen nach Hause, hüteten die Schafe, wuschen ihre Wäsche, halfen in der Küche oder auf dem Feld und wurden erwachsen.“
Die meisten ehemaligen Schulkinder auf Huangs Fotos sind mittlerweile zwischen 18 und 24 Jahre alt. Einige befinden sich in ihrem letzten Jahr an der höheren Schule und bereiten sich auf den Eintritt in die Universität vor, einige sind bereits an der Uni und wieder einige haben Jobs als Lehrer, Ärzte oder Arbeiter aufgenommen.
Die Gebrüder Meng haben sich beide ihre Träume erfüllt: Meng Xuanren studiert am Liaoning Provincial College of Communications in Nordostchina, während sein jüngerer Bruder Meng Xuantai die technische Schule abgeschlossen hat und nun als Fahrzeugreparateur in der benachbarten Provinz Guangdong arbeitet.
Meng Qiuyan, die stets die Narbe auf dem Gesicht ihrer Mitschülerin bedauert hat, studiert jetzt an einer Medizinischen Universität in Nanning, der Hauptstadt des Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität.