Im Truzing-Palast von Norbulingka, einer Weltkulturerbestätte in dem Autonomen Gebiet Tibet im Südwesten Chinas, lagern Tausende von alten Büchern zu verschiedenen Themen in Regalen. Alle alten Bücher werden durch eine einzigartige Einbandtechnik konserviert, bei der zwei hölzerne Spannbretter mit Stoffstücken umwickelt werden.
Der 56-jährige Gyumey Tsultrim vom Norbulingka-Verwaltungsbüro ist damit beschäftigt, die nicht registrierten Bücher vorsichtig in das nahe gelegene Studio seines Teams zur Untersuchung alter Bücher zu tragen. Im Moment besteht die Priorität des Teams darin, ein Inventar zu erstellen, sowohl manuell als auch digital, um die Dokumente eindeutig identifizieren zu können. Einige der Bücher sind sogar aus Palmblättern gefertigt.
Er engagiert sich seit 25 Jahren für die Erhaltung alter Bücher in der Region und ist tief beeindruckt von der großen Schwierigkeit, Palmblattmanuskripte mit buddhistischen Sutras zu sammeln sowie zu restaurieren. Denn die buddhistischen Sutras, die auf maßgeschneiderte Palmblätter geschrieben sind, sind eine wichtige Quelle für das Studium der alten tibetischen Kultur. Sie scheinen zerbrechlich, sind aber in Tibet dank des trockenen Klimas der Region und der einzigartigen Konservierungsmethoden gut erhalten.
Gegenwärtig gibt es in Tibet über 1.000 buddhistische Sanskrit-Wort Sutras auf Palmblättern, insgesamt fast 60.000 Blätter, die 60 bis 80 Prozent aller erhaltenen Palmblattmanuskripte buddhistischer Sutras ausmachen.
Gyumey Tsultrim ist Absolvent des High-Level Tibetan Buddhism College of China und hat jahrelang Sanskrit studiert. Bereits 2006 begann er, sich speziell mit der Sammlung, Restaurierung sowie dem Schutz der buddhistischen Palmblattsutras zu befassen. In den folgenden sechs Jahren reiste das Team zur Bewahrung der buddhistischen Palmblatt-Sutras insgesamt 17.000 Kilometer durch die Region sowie besuchte Tempel, Ruinen und Haushalte, um diese alten Bücher zu sammeln.
Gyumey Tsultrim unterrichtet nun auch kostenlos tibetische Kalligraphie und Kenntnisse der alten Texte an mehr als 600 Schüler in der Region. Einige seiner Schüler sind zu Lehrern sowie neuen Überbringern der lokalen Kulturen in Tibet geworden. „Das kulturelle Erbe, das unsere Vorfahren durch Weisheit, Fleiß und harte Arbeit bewahrt haben, sollte weitergegeben, geschützt sowie in unserer modernen, zivilisierten Gesellschaft weitergeführt werden“, erklärte er.