Die Automobilindustrie gilt seit jeher als die tragende Säule der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland. In den vergangenen 50 Jahren wurde das Potenzial des chinesischen Marktes voll ausgeschöpft, während die deutschen Automarken ihren internationalen Marktanteil schnell expandieren konnten. Angesichts der Bestrebungen um Klimaneutralität stehen sowohl die chinesische als auch die deutsche Automobilindustrie nun vor neuen Chancen und Herausforderungen.
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Seit acht Jahren ist China für Porsche der größte Einzelmarkt der Welt. Im Jahr 2022 lieferte Porsche weltweit mehr als 300.000 Fahrzeuge aus, darunter mehr als 90.000 in China. Der chinesische Markt für mit neuen Energien angetriebene Fahrzeuge (NEV) wuchs in den vergangenen Jahren schnell. Auch Porsche will mit dem Trend gehen. Die deutsche Marke aus Stuttgart bietet auf dem chinesischen Markt jetzt mehr als 20 elektrifizierte Produkte an, darunter reine Elektroautos sowie Plug-in-Hybrid-Modelle. Bis 2030 will Porsche einem ambitionierten Elektrifizierungsplan zufolge weltweit, einschließlich auf dem chinesischen Markt, den Anteil von reinen E-Autos auf 80 Prozent erhöhen.
Das Joint Venture von BMW in China, BMW Brilliance Automotive Ltd., wird die neue Generation des E-Autos „Neue Klasse“ ab 2026 in der Produktionsbasis in Shenyang produzieren. Außerdem ist der Bau einer neuen Batterieproduktionsanlage in der nordostchinesischen Stadt mit Gesamtinvestitionen in Höhe von zehn Milliarden Yuan RMB (etwa 1,31 Milliarden Euro) eingeleitet worden. Die dort produzierte Hochspannungsbatterie der sechsten Generation wird voraussichtlich das „Neue Klasse“-Modell antreiben, das BMW-Angaben zufolge für den Konzern von entscheidender Bedeutung ist.
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BMW hat in China sein größtes Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsnetzwerk außerhalb Deutschlands mit Standorten in Beijing, Shanghai, Shenyang und Nanjing. Darüber hinaus arbeitet es mit führenden chinesischen Technologie- und Elektrifizierungsunternehmen zusammen. In dem Erweiterungsprogramm des F&E-Zentrums in Shenyang wird der Bau von 19 neuen Laboren geplant, von denen 17 für Tests von NEVs vorgesehen sind.
Im Zuge der Zusammenarbeit und des Wettbewerbs mit der deutschen Automobilindustrie haben sich auch die technologischen Innovationskapazitäten chinesischer Automobilunternehmen deutlich verbessert. Der chinesische NEV-Gigant BYD hat allein im vergangenen Mai mehr als 240.000 Fahrzeuge verkauft und behauptete damit seine Position als weltweite Nummer eins bei den monatlichen Verkäufen von E-Autos.
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Gleichzeitig haben die chinesischen Elektroautos auch begonnen, den europäischen Markt zu erschließen. In den vergangen zwei Jahren hat China Deutschland und Japan als zweitgrößten und größten Autoexporteur der Welt überholt und ist nun die Nummer eins der Welt, was die Anzahl der Automobilausfuhren angeht. Dieses Ergebnis ist vor allem auf das schnelle Wachstum der Exporte von NEVs zurückzuführen. Statistiken zufolge war das Exportvolumen chinesischer E-Autos im Jahr 2022 doppelt so hoch wie 2021. Jedes zehnte in Europa verkaufte E-Auto kommt aus China. Laut einer Prognose der europäischen Organisation transport & environment können chinesische NEVs bis 2025 einen Marktanteil von 18 Prozent in Europa erreichen.