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Ist es an der Zeit, uns von E-Books zu verabschieden?

23.04.2023 08:58:45

Foto von VCG

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„In der Schule hatte jeder in der Klasse einen E-Book-Reader, aber jetzt sehen wir kaum jemanden mehr, der einen benutzt“, sagt Zhang Chuan, ein junger Student an einer Universität in Wuhan. „Ich habe meinen Kindle auf einer Auktionsplattform für Gebrauchtwaren angeboten und konnte ihn bisher immer noch nicht erfolgreich verkaufen.“

In nicht einmal zwei Monaten, am 30. Juni 2023, wird Amazon den Betrieb seines Kindle-E-Book-Geschäfts in China einstellen. Ist es also an der Zeit, uns von E-Books zu verabschieden?

Branchenkenner sind der Meinung, die derzeitige Entwicklung von E-Büchern sei in eine Engpassphase eingetreten. In den vergangenen etwas mehr als zehn Jahren folgte eine Digitalisierungswelle auf die andere und in diesem Jahr hat das Aufkommen der AIGC-Technologie, also durch Künstliche Intelligenz (KI) generierte Inhalte, großes Interesse geweckt. Von der elektronischen Textverarbeitung bis hin zu den durch KI erzeugten Inhalten haben sich die Wissensverbreitung und die Produktion von Inhalten dramatisch verändert.

Mit dem Aufkommen des mobilen Internets markierte das Jahr 2009 die Geburt der E-Bücher. Im Jahr 2012 wurden Smartphones allmählich zum wichtigsten Endgerät für den Internetzugang in China, was eine schnelle Entwicklung von E-Büchern ermöglichte. Im gleichen Jahr stieg der Umsatz der Branche auf 3,1 Milliarden Yuan RMB. Seit 2014 zeigt die Entwicklung von E-Büchern jedoch einen schwachen Trend und das Umsatzwachstum verlangsamte sich. 

Dem vor kurzem veröffentlichten Jahresbericht über Chinas digitales Verlagswesen 2021-2022 zufolge lag die Gesamtgröße der Branche im Jahr 2021 bei nahezu 1,276 Billionen Yuan RMB. Davon entfielen 297 Milliarden auf Online-Spiele, während E-Books nur 6,6 Milliarden ausmachten. Die Statistiken zeigen, dass die E-Book-Branche in den vergangenen zehn Jahren zwar kontinuierlich gewachsen ist, ihr Wachstumstempo liegt aber weit hinter dem von Online-Spielen, Animationen und digitaler Musik zurück.

„Die Menschen um mich herum schauen sich nun hauptsächlich Kurzvideos an. Ganz wenige Menschen lesen noch E-Books“, sagt der Student Zhang Chuan. Statistiken zufolge hat die Zahl der Internetnutzer in China bereits die Marke von einer Milliarde übertroffen, wobei die Zahl der Nutzer von Kurzvideo-Plattformen bei 962 Millionen liegt und am schnellsten wächst.

Das bezeichnet Zhao Yushan, stellvertretender Direktor des Instituts für Verlagswissenschaft an der Pädagogischen Universität Peking, als einen unvermeidlichen Trend, der durch die Entwicklung der Wissensverbreitung auf eine neue und höhere Stufe verursacht worden sei. Der technologische Wandel und die Entwicklung der sozialen Medien hätten dazu geführt, dass sich die Art und Weise des Wissenskonsums zunehmend diversifiziert habe. Die Menschen hätten früher hauptsächlich Bücher, Zeitungen und Zeitschriften gelesen, um sich Wissen und Informationen anzueignen, jetzt verfügten sie aber über eine Vielzahl von Wegen und Mitteln, wie Kurzvideos, Online-Kurse und öffentliche Konten. Zhao zufolge ist es unvermeidlich, dass diese neuartigen Medien den Lesern viel Zeit und Energie wegnähmen und das Lesen von Büchern, einschließlich E-Büchern, stark verringerten.

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