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Die letzten Jäger der Oroqen am Großen Hinggan-Gebirge

04.04.2023 09:00:05

Die Oroqen, die auch als „Chinas letzte jagende ethnische Minderheit“ bezeichnet werden, sind eine der kleinsten ethnischen Gruppen in China. Sie führten früher ein Leben als Fischer und Jäger.

Das Ehepaar Guo Baolin und Ge Xiaohua gehört zu der letzten Generation der jagenden Oroqen. Das Wort „Oroqen“ bedeutet „Bewohner des Gebirges“. Dem Aufruf der Regierung folgend verließen die Oroqen 1953 das Gebirge und nahmen Abschied vom Fischer- und Jägerleben.

Der 77-jährige Guo Baolin brach mit seinen Eltern, als er sechs Jahre alt war, auf. Später erlernte er von seinem Vater die Jagd auf dem Pferderücken. Als die Jagd dann umfassend verboten wurde, sattelte Guo auf die Anfertigung von Booten aus Birkenrinde, eine traditionelle Handwerkskunst der Oroqen, um.

Birkenboote sind ein spezielles Verkehrsmittel der Oroqen. Guo erläuterte: „Derartige Boote sind sehr leicht und machen beim Rudern kaum Geräusche. Im Sommer gehen wir auf Birkenbooten fischen.“ Laut Guo ist bei der Anfertigung von Birkenbooten kein einziger eiserner Nagel nötig. Für die Auswahl von Rohmaterialien sowie die Anfertigung seien aber langjährige Erfahrungen und Praxis erforderlich, so der Handwerksmeister.

Guo hat inzwischen über 20 Lehrlinge ausgebildet, darunter auch seine Tochter Guo Hongxia. Außerdem erhielt er 2012 den Titel „Fortführer der Technik für die Anfertigung von Birkenbooten der Oroqen“, wobei es sich um ein immaterielles Kulturerbe auf nationaler Ebene handelt. Es freute Guo sehr, dass sich seine Tochter Guo Hongxia zur „Fortführerin der Technik für die Anfertigung von Birkenbooten“ auf Kreisebene qualifiziert hatte. „Ich bin sehr froh, dass die Technik zur Anfertigung von Birkenbooten überliefert werden kann. Die Technik, die von unseren Vorfahren überliefert worden ist, darf auf keinen Fall verloren gehen“, sagte Guo.

Das Ehepaar hat 2019 ihr Wohnzimmer in eine kleine Ausstellungshalle für Folklore der Oroqen umgewandelt, um die Kultur ihrer Nationalität bekannt zu machen.

Ausgestellt wird dort beispielsweise eine Hirschpfeife, mit der in den früheren Jahren Beute angelockt wurde. Zu sehen sind außerdem Hüte aus dem Fell von Wildtieren sowie kunsthandwerkliche Produkte aus Birkenrinde. Die Wände sind voll von Fotos von Guo bei der Jagd sowie bei der Anfertigung von Birkenbooten.

Laut seiner Ehefrau Ge Xiaohua war die Lebenserwartung der Oroqen früher ziemlich niedrig. Viele von ihnen starben bereits im Alter von Anfang 50. Die Lebensbedingungen und die medizinische Betreuung verbessern sich nun aber ständig, seitdem die Oroqen den Berg verlassen haben. Ihr Schwiegervater sei beispielsweise 94 Jahre alt gewesen, als er starb, sagte sie.

Guo und seine Frau führen jetzt zwar ein komfortables Leben, sie sind aber trotzdem sehr besorgt, denn die Oroqen haben zwar ihre eigene Sprache, aber keine eigene Schrift. Aus diesem Grund ist die Oroqen-Sprache gegenwärtig vom Aussterben bedroht.

„Mit zunehmendem Alter finde ich, dass es immer weniger Menschen in meiner Nähe gibt, die unsere eigene Sprache sprechen. So kam ich auf die Idee, die Oroqen-Sprache denen beizubringen, die sich dafür interessieren“, sagte Ge.

Zur Rettung der Oroqen-Sprache nahm sie ihre Muttersprache für Hochschulen beziehungsweise Universitäten auf, um beim Aufbau einer Datenbank der Oroqen-Sprache zu helfen.

2020 hatte Ge dann eine neue Form zur Verbreitung der Oroqen-Sprache gefunden. Heute erteilt sie mit ihrem Mann durch Live-Streaming Sprachunterricht in WeChat-Gruppen.

Ihr zufolge hat der Sprachunterricht immer mehr Interessenten angezogen. Zu ihren Schülern zählen sowohl junge Leute als auch ältere Menschen.

Guo sagte, er und seine Frau seien bereit, alles in ihren Kräften Stehende zu tun, damit die kommenden Generationen die Oroqen auch kennenlernen, verstehen und lieben.

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