Die VR China hat eine globale Zivilisationsinitiative gestartet. Es geht um die Verwirklichung der Globalisierung unter Wahrung der individuellen gesellschaftlichen und vor allem kulturellen Unterschiede der einzelnen Staaten.
Schon im Jänner 2017 plädierte der chinesische Präsident Xi Jinping in Davos für offene Märkte und eine liberale Wirtschaftsordnung und verteidigte zum Erstaunen der versammelten Vertreter der kapitalistischen Welt die Globalisierung gegen ihre Feinde.
Die VR China hat in ihrer langen Geschichte den hohen Stellenwert der Zivilisationsvielfalt erkannt. Die Autonomie von Regionen, Bezirke und Kreise in der VR China haben gezeigt, dass der beste wirtschaftliche Erfolg im Respekt vor der Vielfalt und der Anerkennung kultureller Unterschiede liegt. Das war auch der Schlüssel zur gigantischen Armutsbekämpfung in allen chinesischen Regionen.
Ohne den Fortschritt in der globalen Arbeitsteilung wäre die Welt noch ärmer, ungleicher und weniger chancenreich gewesen. Die Globalisierung der vergangenen vier Jahrzehnte wirkte sich grundsätzlich positiv auf die volkswirtschaftlichen Einkommen aller Staaten weltweit aus.
Die mit US-Präsident Joe Biden gewonnene neue Einheit des Westens, die sich vor allem gegen die VR China richtet, wurde auf dem G-7-Gipfel in diesem Monat sichtbar. Aus dem nach der Jahrtausendwende immer stärker spürbaren Systemwettbewerb, wurde ein handfester Systemkonflikt, der Erinnerungen an den „Kalten Krieg“ weckt.
Die Globalisierung steht unter Druck. Zur unrechten Zeit.
Der globale Systemkonflikt verlangt eine Klärung ordnungspolitischer Mindeststandards, beispielsweise für den Investitionsschutz, das geistige Eigentum und den fairen Marktzugang.
In seiner jüngsten keynote an die politischen Parteien der Welt präsentierte Präsident Xi die globale Zivilisationsinitiative wie folgt:
„Wir müssen die Menschen in den Mittelpunkt stellen und sicherstellen, dass die Modernisierung auf die Menschen ausgerichtet ist. Die Modernisierung ist weder ein "Exklusivpatent" einer kleinen Handvoll Länder noch eine Frage, auf die es nur eine Antwort gibt.“
Die Vielfalt der Zivilisationen ist ein wesentlicher Baustein für die Zukunft. Kommunikation auf Augenhöhe, das heißt Respekt, Toleranz, Koexistenz, Austausch und gegenseitiges Lernen zwischen verschiedenen Zivilisationen. Das spielt eine unersetzliche Rolle, um den Modernisierungsprozess der Menschheit voranzutreiben.
Das Primat der „idealen Gesellschaftsform“ muss durch die Offenheit für die verschiedenen Zivilisationen ersetzt und davon Abstand genommen werden, anderen die eigenen Werte oder Modelle aufzuzwingen und ideologische Konfrontationen zu schüren.
Die Vielfalt der Zivilisationen darf nicht gegeneinander ausgespielt werden, sie dient im Gegenteil dazu, das kulturelle Erbe und die historische Innovation der Menschheit für die gemeinsamen Werte zu nutzen. So können wir uns anstelle von Diktaten, für den internationalen Austausch und die Zusammenarbeit mit allen Menschen einzusetzen.
Präsident der Austrian Chinese Business Association
Rechtsanwalt
Prof. Dr. Georg Zanger