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Von Hofkunst zur Volkskunst – Gemalte und gefärbte Stoffbilder der Familie Wan

02.03.2023 08:00:07

 Wan Yangzhi ist Überlieferer der „gemalten und gefärbten Stoffbilder der Familie Wan“, ein immaterielles Kulturerbe der Stadt Nanchang in der Provinz Jiangxi.

Anders als Stickereien oder traditionelle Malereien werden bei den „gemalten und gefärbten Stoffbildern der Familie Wan“ Muster auf Textilien gemalt und gefärbt. Wan Yangzhi erklärt: „Stoffe entstanden früher als Papier. Da die Textur von Stoff rau ist, muss er je nach Eigenschaft der Bilder tief oder leicht gefärbt werden.“

Dem 83-Jährigen zufolge sind die Stoffbilder eine universale Kunstform, die je nach Feuchtigkeit des Stoffs sowohl die künstlerische Konzeption der traditionellen chinesischen Tuschmalerei, als auch die Feinheit der Malerei des Gongbi-Stils präsentieren kann, einem traditionellen chinesischen Malstil, der durch feine Pinselführung und detaillierte Darstellung gekennzeichnet ist.

Wan Yangzhi fing schon mit vier Jahren an, das Malen von Stoffbildern bei seinen Eltern zu erlernen. Er sagt: „Mein Urgroßvater war kaiserlicher Hofmaler. Diese Handwerkskunst durfte damals nur innerhalb des Kaiserhofs weitergegeben werden. Bemalt wurden hauptsächlich Kriegsfahnen und Kutschenvorhänge.“

Die „gemalten und gefärbten Stoffbilder der Familie Wan“ können Wan zufolge auf eine mehr als 350-jährige Geschichte zurückblicken. Ende der Ming-Dynastie seien die Vorfahren der Familie Wan nach Jiangxi im Süden des Landes umgesiedelt, um vor Kriegswirren zu fliehen. So habe sich die einstige Hofkunst allmählich zu einer volkstümlichen Kunst entwickelt. 

„Unsere Farbstoffe stammen alle aus der Natur, vor der wir großen Respekt haben“, so Wan Yangzhi. Am Kaiserhof seien Farbstoffe aus Goldpulver, Achat und Perlen benutzt worden, die extrem teuer seien. Er habe daher Innovationen bei der Maltechnik und Rohstoffbearbeitung durchgeführt, um diese alte Kunstform in Einklang mit der modernen Ästhetik zu bringen.

Zu Wan Yangzhis Werken gehören hauptsächlich Bilder mit traditionellen Motiven, wie Lotosblüten, Päonien oder Masken der Peking-Oper. Alle Wände seines Ateliers sind voll mit seinen Werken unterschiedlicher Größe. So gibt es beispielsweise weiße Kraniche, die die Flügel ausbreiten und zum Fliegen bereit sind, oder wunderschöne Masken der Peking-Oper. Viele seiner Werke haben auch Zuspruch bei ausländischen Sammlern und Institutionen gefunden. 

Dem 83-jährigen Künstler liegt es sehr am Herzen, diese traditionelle Kunstform an die kommenden Generationen weiterzugeben. Er war mehrere Jahre lang als Dozent an der Konfektionshochschule Jiangxi tätig, wo er die Handwerkskunst seiner Familie unterrichtete. Bis heute lernen viele Lehrlinge bei ihm weiter. In Shangrao in der Provinz Jiangxi haben seine Lehrlinge sogar ein Zentrum für die Überlieferung dieses immateriellen Kulturerbes gegründet. Wan Yangzhi hofft, dass immer mehr Menschen mit dieser Handwerkskunst vertraut gemacht werden und sie fortführen können. Er sagt: „Mein jüngster Lehrling ist vier Jahre alt und der älteste 80. Viele von ihnen sind erfolgreich auf diesem Gebiet.“

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