Vor 14 Monaten fiel in Kunming der Startschuss zu einer Konferenz, deren Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: Der erste Teil der 15. Tagung der Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (COP15). Der zweite Teil der COP15 war anschließend in der ersten Jahreshälfte von 2022 vorgesehen. Das genannte zugrunde liegende Abkommen (kurz auch Biodiversitätskonvention genannt, Convention on Biological Diversity CBD) ist ein am 29. Dezember 1993 in Kraft getretenes internationales Umweltabkommen. Die CBD ist das wichtigste multilaterale Vertragswerk für den Schutz der Biodiversität auf der Erde. Und zur Umsetzung der Biodiversitätskonvention und ihrer Weiterentwicklung treffen sich Vertreter der Vertragsstaaten alle zwei Jahre auf einer „Conference of the Parties to the Convention on Biological Diversity - COP“. Nicht zuletzt die Pandemielage hat den ursprünglichen Zeitplan durcheinander gebracht. Der zweite Teil findet nun gegenwärtig in Montreal statt, allerdings weiter unter chinesischem Vorsitz. Und als Vorsitzender hat Präsident Xi Jinping bereits in seinen Eröffnungsworten deutlich gemacht, wohin „die Reise“ der Verhandlungen gehen soll. Er erinnerte daran, dass die Menschheit in einer Gemeinschaft mit geteilter Zukunft lebe. Ob es darum gehe, die COVID-19-Pandemie zu überwinden, den Schutz der biologischen Vielfalt zu verbessern oder weltweit eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen – Solidarität und Zusammenarbeit seien der einzig wirksame Weg, um globale Herausforderungen zu bewältigen. Er unterstrich, dass ein gesundes Ökosystem für den Wohlstand der Zivilisationen unerlässlich sei. Man solle zusammenarbeiten, um eine harmonische Koexistenz zwischen Mensch und Natur zu fördern, eine Gemeinschaft allen Lebens auf der Erde aufzubauen sowie eine saubere und schöne Welt für alle zu schaffen. Und diese klaren Worte durch den Vorsitz waren gerade deshalb wichtig, weil die Notwendigkeit des Artenschutzes leider bei vielen Menschen noch nicht angekommen ist. Zu hoffen ist deshalb jetzt ein richtungsweisendes globales Abkommen für den Artenschutz – denn es gehe um nicht weniger als um das Überleben der Menschheit, so Elizabeth Maruma Mrema, die Chefin der UN-Biodiversitätskonvention: „Es wird nicht leicht, es wird harte Arbeit, aber es ist entscheidend, um die Zukunft der Menschheit auf diesem Planeten sicherzustellen.“ Ich sehe hier große Schnittmengen mit den Ausführungen von Präsident Xi, der daran erinnerte, dass sich China aktiv für den ökologischen Fortschritt und den Schutz der biologischen Vielfalt einsetze. Eine große Anzahl seltener und gefährdeter Arten sei unter wirksamen Schutz gestellt worden und die Vielfalt, Stabilität und Nachhaltigkeit des Ökosystems hätten sich weiter verbessert. China habe einen Weg zum Schutz der biologischen Vielfalt chinesischer Prägung gefunden. Er verwies darauf, dass nach einer alten chinesischen Weisheit alles Leben auf der Welt in einem harmonischen Miteinander leben solle. Man sei dazu aufgerufen, die Rahmenbedingungen für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Natur zu schaffen.
Dr. Michael Borchmann
Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten
Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.
Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China