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Marathon-Mentalität: Alter Hobbyläufer hält sechs Stunden bis zur Ziellinie durch

25.11.2022 09:25:57

Nach zweijähriger Unterbrechung fand der Beijing-Marathon in diesem Jahr zum ersten Mal wieder statt. Rund 20.000 Läufer waren am Start und die Strecke wurde von einer jubelnden Masse gesäumt. Mit der Startnummer E0606 ging Zhang Shun, ein 86-jähriger Hobbyläufer, ins Rennen und machte mit seinem Durchhaltevermögen im chinesischen Internet die Runde. Ein kurzes Video, in dem der Rentner in kleinen Schritten aber in guter Verfassung läuft und grinsend die Ziellinie überquert, hat auf mehreren sozialen Medienplattformen viele Likes geerntet. Über sechs Stunden nach dem Startschuss war Zhang Shun der letzte Läufer beim diesjährigen Beijing-Marathon, der die Ziellinie überquerte. Trotzdem wurde sein Durchhaltevermögen von chinesischen Internetusern als „die  beste Interpretation des sportlichen Geistes“ gelobt.

„Ich hatte einen konkreten Trainingsplan ausgearbeitet, um mich gut auf den diesjährigen Beijing-Marathon vorzubereiten“, sagt Zhang. „Eigentlich hätte ich die 42 Kilometer in 5,5 Stunden laufen können. Aber wegen Durchfall während des Laufs betrug meine Rennzeit über sechs Stunden.“ Obwohl seine Leistung nicht zufriedenstellend war, freute sich Zhang Shun dennoch über seine Teilnahme an dem Marathon.

Zhang wurde von dem Laufsport tief beeindruck, als die Sportler des Beijing-Marathons 1989 vor seiner Wohnung vorbeiliefen. Seitdem war es sein Traum, eines Tages ein Marathonläufer zu werden.

Der 86-Jährige wurde in Yanqing, einem Vorort im Nordwesten von Beijing, geboren. Als Kind besuchte er eine Grundschule, die drei Kilometer von seinem Dorf entfernt war. Jeden Morgen lief der kleine Zhang zur Schule und am Abend zurück. Später trat Zhang Shun der Armee bei. Militärübungen wie 10- oder 20-km-Läufe verbesserten seine Lauffähigkeit erheblich.

Seine hervorragenden körperlichen Leistungsfähigkeiten qualifizierten Zhang für einen gelungenen Auftritt auf der Marathon-Bühne. 2004 erfüllte Zhang Shun schließlich seinen Marathon-Traum und lief den 24. Beijing-Marathon. Inzwischen hat der Hobbyläufer an 20 Marathons und zwei Halbmarathons in verschiedenen Städten Chinas, wie Xiamen, Guilin und Wuxi, teilgenommen. Beim Beijing-Marathon im Jahr 2008 erzielte Zhang Shun mit einer Zeit von vier Stunden, 17 Minuten und 19 Sekunden seine persönliche Bestleistung. Ihm zufolge war diese Errungenschaft der Inspiration durch den olympischen Geist zu verdanken.

Seit er in Rente ist, hat Zhang Shun mehr Zeit, an professionellem Marathontraining teilzunehmen und trat in den Beijinger Langlauf-Klub ein. Er hat mehr als 30 „Lauftagebücher“ geschrieben, in denen der Rentner die Windstärke, die Temperatur, die Route, die Geschwindigkeit sowie die Distanz jeder seiner Laufübungen dokumentiert. Fast jeden Tag läuft der 86-Jährige im Yuyuantan-Park. Für Wang Guoxiang, einen 65-jährigen Hobby-Läufer, ist Zhang Shun ein Vorbild unter allen Seniorenläufern im Park geworden. „Wir haben uns vor etwa zehn Jahren kennengelernt“, sagt Wang. „Als ich gerade mit dem Joggen begann, teilte er seine Erfahrung mit mir, die mir bei der Erhöhung meiner Lauffähigkeiten deutlich geholfen hat.“

Da beide Hobby-Läufer zur älteren Generation gehören, tauschen Zhang und Wang gerne ihre Erfahrungen mit Marathons und ihre Einstellung zum Leben aus. „Am Anfang fällt es einem Läufer normalerweise schwer, das Training ununterbrochen fortzusetzen. Allmählich gewöhnt man sich dann an die regelmäßigen Übungen. Am Ende genießt man diese Sportart“, erklärt Wang Guoxiang. „Laufen kann sowohl die körperliche Fitness verbessern, als auch die mentale Stärke erhöhen.“

Für Zhang Shun ist Marathon eine Sportart, mit der er eine positive Lebenseinstellung erlangt und einen gesundheitsfördernden Lebensstil verfolgt. Seiner Ansicht nach ist Marathon zwar nicht für jeden geeignet, aber jeder kann seine eigene bevorzugte Sportart finden. Das körperliche Training sei nicht nur für junge Menschen wichtig. Es komme auch der Gesundheit von Senioren zugute. „Vielleicht werde ich eines Tages nicht mehr an Marathons teilnehmen. Dennoch hoffe ich, dass meine Geschichte andere motivieren kann, ihre Träume zu verwirklichen und das Leben zu umarmen. Hört nie auf weiterzulaufen.“

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