Im Oktober dieses Jahres erreichte mich die Einladung zu einer Veranstaltung: „Meet in Shanghai, Share the Future“. Absender war die rührige Repräsentanz von Shanghai Invest in Frankfurt, seit 20 Jahren die besonderen Beziehungen zwischen Shanghai und meiner Geburtsstadt Frankfurt pflegend. Gegenstand der Veranstaltung: Eine umfassende Information über die vom 5. bis zum 10. November 2022 anstehende fünfte China International Import Expo (CIIE) in Shanghai. Und auch das ebenso engagierte Hamburg Liaison Office China erinnerte mich freundlich an das anstehende Ereignis, unter Hinweis darauf: Man sei auch in diesem Jahr wieder beauftragt, den Hafen Hamburg gemeinsam mit der Hamburger Hafen Logistik und MEC Container Safety Systems GmbH zu vertreten.
Und ich bin gerne zu der erstgenannten Veranstaltung gegangen, denn das Projekt CIIE beeindruckt mich seit seiner „1. Auflage“. Seine Besonderheit: Die CIIE ist die weltweit erste auf den Import spezialisierte Ausstellung. Ein nachdrücklicher Beleg für die Öffnungspolitik Chinas. Treffend wurde ein Bericht über die erste CIIE mit den Worten überschrieben: „CIIE Shanghai: Ein Geschenk Chinas zum 40. Geburtstag der Reform- und Öffnungspolitik“. Das ganz Besondere an dieser Ausstellung ist - man kann das nur deutlich unterstreichen -, dass China seinen riesigen Verbrauchermarkt der Welt zur Verfügung stellt, zum Nutzen der Weltgemeinschaft. Und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte es sich nicht nehmen lassen, bereits die 1. CIIE mit einer Grundsatzrede persönlich zu eröffnen. Er bezeichnete damals in seiner Rede unter dem Titel „Gemeinsamer Aufbau einer innovativen, inklusiven und offenen Weltwirtschaft" die Messe als einen wichtigen Beitrag Chinas zur neuen Runde der Öffnung höheren Niveaus nach außen. Im Rahmen dieser Öffnungspolitik werde China beschleunigt Gesetze und Regeln über ausländische Investitionen erlassen und ein offenes, transparentes entsprechendes Gesetzessystem vervollständigen. Und dieser Weg der Öffnung wurde konsequent weiter beschritten. Erst jüngst hat der 20. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas wieder deutlich die „Förderung der Öffnung auf hoher Ebene“ betont. Mit anderen Worten: Die Strategie der Öffnung zum gegenseitigen Nutzen und zu Win-Win-Ergebnissen gehört zu den stabilen Grundsätzen der Politik, nämlich der Welt mit Chinas neuer Entwicklung ständig neue Möglichkeiten zu bieten und den Aufbau einer offenen Weltwirtschaft fördern. Und die CIIE hat auf diesem Wege inzwischen eine Bedeutung erlangt, dass kein größeres Unternehmen, das den Verkauf seiner Produkte spürbar steigern will, sich mehr erlauben kann, die CIIE und den attraktiven chinesischen Markt zu ignorieren. So nahmen etwa 2021 176 deutsche Unternehmen an der 4. CIIE teil und schlossen Verträge über ca. 16,9 Mrd. USD ab. Dabei ist das Angebot, das auf der CIIE präsentiert wird, außerordentlich weit gefasst und umfasst alle denkbaren Sektoren sowohl im Güter- als auch im Dienstleistungsbereich. Der Güterbereich reicht etwa von Produkten der intelligenten Fertigung, über Automobile, elektronische Geräte, Bekleidung, Verbrauchsgüter und Nahrungsmitteln bis hin zu medizinischen Produkten. Und dabei geht es gerade nicht nur um die ganz großen Unternehmen, sondern auch um die vielen Hersteller von Alltagsprodukten.
Ein konkretes Beispiel: So hat seit der 1. CIIE im Jahr 2018 das renommierte österreichische Schokoladenunternehmen Zotter sein Vertriebsnetz auf dem chinesischen Markt stark ausgebaut.
Oder: Im deutschen Pavillon im vergangenen Jahr fanden sich etwa eine Bier-Brauerei, ein Moselweingut und ein namhafter Produzent von Babynahrung. Und dazu passt es, dass an der eingangs erwähnten Informationsveranstaltung von Shanghai Invest in Frankfurt auch der Vertreter eines der besten Riesling-Weingüter aus dem Rheingau teilnahm.
Dr. Michael Borchmann
Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten
Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.
Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China