Als Kind entdeckte ich im Bücherschrank meiner Berliner Großeltern zwei Bände mit dem Titel „Aufstieg aus dem Nichts. Deutschland von 1945 bis 1953“. An diesen Titel werde ich erinnert, wenn ich einen kurzen Blick auf die Geschichte der VR China seit ihrer Gründung werfe. Aus einem buchstäblichen Nichts heraus hat sich China zu Erfolgen hochgearbeitet, die weltweit einmalig sind. Denken wir nur daran, dass China beim BIP seit 2010 weltweit an Nr. 2 rangiert. Was ist das Geheimnis dieses Erfolges?
Da spielen sicherlich zahlreiche Faktoren mit. Aber ein Kernelement dieser Erfolge ist, dass China sich frühzeitig einem permanenten Modernisierungsprozess verschrieben hat. Dies begann bereits in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch entsprechende Botschaften von Zhou Enlai. Später sprach Deng Xiaoping im Rahmen seiner Reform- und Öffnungspolitik von 4 notwendigen Modernisierungen zur Verjüngung und Vitalisierung der chinesischen Wirtschaft – auch mit dem Ziel der Schaffung einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand.
Und dieser Weg wurde und wird unter der Ägide Xi Jinpings kraftvoll und entschlossen weiter beschritten. Dies hat Chinas Staats- und Parteichef auch jüngst bei seiner Eröffnungsrede zum 20. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas deutlich gemacht. Er beschrieb den künftigen weiteren erforderlichen Modernisierungsweg zur Erreichung des für 2049 gesetzten Ziels, dem Aufbau eines modernen sozialistischen Landes.
Natürlich lag ein Blickpunkt auf der Fortschreibung von Chinas großen wirtschaftlichen Erfolgen, nämlich durch eine beschleunigte Weiterentwicklung einer hochwertigen, innovationsgetriebenen Industrialisierung. Aber sein Modernisierungsansatz ist weitaus umfassender. Nach Erreichung der auch von den Vereinten Nationen nachdrücklich gerühmten Erfolge bei der Armutsbekämpfung ist die Wohlstandsmehrung jedes einzelnen Chinesen noch mehr in den Fokus gerückt. Und zu dem Modernisierungsprozess gehören ebenso ein weiterer Ausbau des Sozialsystems, die kulturelle Entwicklung und die Schaffung einer Harmonie zwischen Mensch und Natur. Gerade der Schutz der Umwelt findet etwa darin Ausdruck, dass dieser seinen Niederschlag in allen konkreten wirtschaftlichen Entwicklungsplänen findet. Oder denken wir an die ambitionierten Ziele Chinas bei der drastischen Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen.
Und schließlich: Der von Xi aufgezeigte Weg der Modernisierung ist geprägt von den Momenten der Friedfertigkeit und des Ausgleichs: Gegen jegliche Gruppen- und Cliquenbildung, mit dem Ziel einer in Harmonie lebenden Völkergemeinschaft, eben einer Gemeinschaft mit geteilter Zukunft.
Dr. Michael Borchmann
Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten
Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.
Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China