Mit Worten der Anerkennung für den Tagungsort Samarkand wies kürzlich Chinas Botschafterin in Taschkent, Frau Jiang Yan, auf den am 15. und 16. 9. 2022 anstehenden Jahresgipfel der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit (SOZ, englisch Shanghai Cooperation Organisation, SCO) hin. In der Tat, Samarkand bewegt mich auch persönlich sehr. In meiner Kindheit und Jugend Synonym für den Zauber der alten Seidenstraße. 2016 durfte ich dann als Wahlbeobachter bei Usbekistans Präsidentenwahl selbst diese beeindruckende Stadt besuchen, den faszinierenden Registan, das Grab des usbekischen Nationalhelden Timur bzw. Tamerlan.
Es entbehrt daher nicht einer großartigen Symbolik, dass Usbekistans Präsident Shavkat Mirziyoyev als amtierender SOZ-Präsident gerade diesen Tagungsort ausgewählt hat. Erinnern wir uns: Der 2001 gegründeten SOZ gehören China, Indien, Kasachstan, Kirgistan, Pakistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan an. Als weltweit größte Regionalorganisation vertritt sie etwa 40 % der Weltbevölkerung und hat Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen. Neben den Mitgliedern gibt es zahlreiche Staaten mit Beobachterstatus und auch Gastteilnehmer. Weitere Staaten könnten in naher Zukunft beitreten.
Als Präsidentschaftsprogramm hat Shavkat Mirziyoyev Punkte wie den weiteren Ausbau der Organisation, Sicherstellung von Frieden und Stabilität der Region, Armutsbekämpfung, Lebensmittelsicherheit sowie Ausbau des regionalen Handels und den Abbau von Handelshemmnissen vorgelegt. Ferner plant die Präsidentschaft die Unterbreitung eines Plans zur weiteren Förderung der gegenseitigen Investitionen. Dies trifft sich eng mit von Chinas Außenminister Wang Yi unterbreiteten Vorschlägen, nämlich einer weiteren Vertiefung der engen, vertrauensvollen und freundschaftlichen Zusammenarbeit, der Sicherstellung regionaler Sicherheit, der Förderung weiterer nachhaltiger gemeinschaftlicher Entwicklung, der Verpflichtung zu einem aufrichtigen Multilateralismus und des weiteren Ausbaus der Organisation.
Überhaupt aber auch gerade in diesen von Unruhen und wirtschaftlichen Krisen geprägten Zeiten setzt dieses Bündnis auf Harmonie und Gemeinschaft, geprägt von einer Win-Win-Situation für alle. Dementsprechend werden die Mitgliedstaaten auf höchstrangiger Ebene vertreten sein, etwa durch Narenda Modi aus Indien, Xi Jinping aus China oder Wladimir Putin aus Russland. Es gibt den aus dem Lateinischen stammenden Begriff des „genius loci“, den Geist bzw. Mythos eines Ortes, der eine menschliche Zusammenkunft prägt. Ich bin mir sicher, der „genius loci“ des bedeutenden Samarkand, einer Perle der Seidenstraße, wird das anstehende Gipfeltreffen zu einem umfassenden Erfolg machen.
Dr. Michael Borchmann
Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten
Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.
Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China