Es war im November des Jahres 2004. Ich war bei der Arbeit mit den üblichen technischen Themen beschäftigt, als mein Telefon klingelte und sich am anderen Ende der Leitung Dou Xiaowen von China Radio International bei mir meldete. Durch die Hörertreffen kannte ich Xiaowen bereits persönlich und freute mich sehr, ihre Stimme zu hören. Noch größer wurde die Freude, als ich hörte, was sie mir zu sagen hatte: „Helmut, du hast bei dem Wettbewerb über die Provinz Zhejiang den Sonderpreis gewonnen und darfst im Januar des kommenden Jahres zu uns nach China reisen." Ich wusste vor freudiger Aufregung gar nicht, was ich sagen sollte. Es blieb aber auch gar keine Zeit, lange nachzudenken. Der Termin war sehr kurzfristig anberaumt. Schon am 02. Januar des Jahres 2005 sollte die Reise beginnen. Alles musste also schnell entschieden und organisiert werden. Nachdem kurz nach Weihnachten bereits alle Reisepapiere vorlagen, konnte ich die verbleibenden Tage noch nutzen, um letzte Informationen über China, Beijing und die Provinz Zhejiang, wohin die Reise mich führen sollte, zu sammeln. Viele wichtige Informationen hatte ich ja bereits im Rahmen der CRI-Sendungen erhalten. Nach einem angenehmen und ruhigen Flug mit "Air China" erreichte ich schließlich am Montag, dem 03. Januar 2005 gegen Mittag Beijing und betrat zum ersten Mal im Leben chinesischen Boden. Der Augenblick war so ergreifend, dass ich dafür keine Worte finde. Es war eine wunderbar erlebnisreiche, spannende und schöne Reise, bei der ich die winterliche Hauptstadt mit ihren atemberaubenden Sehenswürdigkeiten kennen lernen durfte. Auch ein Ausflug zur großen Mauer stand mit auf dem Programm und im modernen Funkhaus wurde ich von den Mitarbeitern der Redaktion so liebenswürdig und freundschaftlich aufgenommen, dass ich mich wie ein Teil einer „Familie" gefühlt habe. Höhepunkt dieser ersten Begegnung mit dem Reich der Mitte war die Reise in die südöstliche Provinz Zhejiang. Die malerische Schönheit des Westsees von Hangzhou mit seinen zauberhaften Mythen und Legenden ist als ein geheimnisvoller, mystischer Ort ein Teil meiner Seele geworden. Die berühmte Legende von der weißen Schlange, die sich aus Liebe zu einem jungen Mann in eine Frau verwandelte, sollte mich später zu meinem ersten literarischen Werk, dem Roman „Im Zauber der weißen Schlange", inspirieren.
„Einmal sehen ist besser als hundert Mal hören", sagt man in China. In der Summe kann man bestätigen, dass das ganz und gar zutrifft. Dass ich vor dieser ersten Reise viele hundert Mal die Sendungen aus Beijing gehört hatte, half mir, all die neuen Dinge, die ich in China persönlich kennenlernen durfte, besser zu verstehen und einzuordnen. Schon lange bevor ich das Land erstmals mit eigenen Augen sehen, ja mit eigenen Sinnen erleben durfte, hatte es seinen festen Platz in meinem Bewusstsein und in meinem Herzen gefunden.
Nur knapp drei Jahre nach diesen prägenden Erlebnissen sollte ich ein weiteres Mal als Preisträger zu CRI nach China Reisen. „Die Olympischen Spiele im Vorfeld erleben" lautete das Motto dieser Reise und neben Beijing sollte mich das Programm auch nach Qingdao in der nordöstlichen Provinz Shandong führen. Ein unvergessliches Erlebnis: In der Großen Halle des Volkes durfte ich die Rede zur offiziellen Preisverleihung halten. Auch diese Reise inspirierte mich zu einem Buch – dem Roman „Schmetterlingsliebe – Die Legende von Liang Shanbo und Zhu Yingtai". Diese zweite Reise ins „Reich der Mitte" war zugleich die Geburtsstunde des CRI-Clubs, der nur ein Jahr später in Freiburg im Breisgau gegründet werden sollte. Sun Jingli, der damalige Redaktionsleiter, hatte mich zu einem netten Abendessen mit seiner Familie und Kollegen eingeladen. Bei einem leckeren Glas chinesischem Wein besprachen wir die Möglichkeiten und Chancen eines Clubs und beschlossen, alle nötigen Schritte für seine Gründung vorzubereiten: China Radio International sollte einen Hörerklub in Deutschland bekommen – ich sollte das Projekt aktiv in die Hand nehmen.
Über 60 Gäste waren am Samstag, dem 24. Oktober 2009, zur Gründungsfeier des CRI-Clubs nach Freiburg gekommen – aus allen Teilen Deutschlands. Eine hochrangige Delegation von CRI war eigens zu diesem Termin in die Breisgaumetropole angereist und auch der chinesische Generalkonsul aus Frankfurt sowie Vertreter des Freiburger Oberbürgermeisters verliehen dem festlichen Ereignis einen würdigen Rahmen. Heute hat der Club ca. 50 aktive und noch weit mehr passive Mitglieder, die sich über Themen rund um China im Allgemeinen und CRI im Besonderen austauschen und sich auch ca. alle zwei Jahre an wechselnden Orten in Deutschland treffen. Im Jahr 2011 habe ich eine Clubreise nach Beijing organisiert – selbstverständlich mit einem Besuch beim Sender und gemeinsamem Abendessen im Enten-Restaurant. Im Rahmen dieses Aufenthalts wurde der deutschsprachige CRI-Club als einer der zehn weltbesten Hörerklubs ausgezeichnet. Die offizielle Zeremonie in der Großen Halle des Volkes von Beijing mit anschließendem Bankett im Staatshotel werde ich ganz sicher nie vergessen.