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Der Millionär und der See
  2014-10-16 14:54:22  cri

Nein, weitere Kinder wolle er nicht mehr, denn die könne er nicht ernähren. Hier übertreibt er gewiss. Man merkt ihm seinen Geschäftssinn an: Sein Geld zusammenhalten und gut investieren. Er hat genau abgesteckte Ziele, sowohl für sich als auch für seine Familie: Für die Eltern will er ein Haus auf dem Hof bauen. Denn sie mögen das Leben in der Stadt nicht. Er selbst möchte eines Tages nur noch in seinem Restaurant arbeiten, denn die Arbeit dort ist bei weitem nicht so anstrengend wie die Arbeit mit dem Vieh. Und seine Kinder? Sollen sie zurück kommen und sich um den Hof kümmern? Die Antwort kommt diesmal ohne jedes Zögern oder Schüchternheit: „Nein. Die Kinder sollen später in der Stadt leben. Ein Leben hier draußen möchte man ihnen nicht antun". Aber was ist mit dem Hof, fragt man sofort. Wirkt doch das Land neben dem traumhaften See unter dem imposanten Berg wie ein großes Stück seines eigenen Lebens. Die Gleichgültigkeit, mit der Tsan Kunyel sagt, „das ist nicht so wichtig", überrascht. Der Viehhalter ist vielleicht auf dem Papier nicht ganz zum Millionär geworden, ganz sicher aber zum Geschäftsmann. Der zunehmende Tourismus macht ihm nichts aus, im Gegenteil. Darauf baut er gerade seine Zukunft. Bis es soweit ist, dass er sein Vieh verkauft und nur noch von dem Restaurant und der Miete lebt, könnte es noch dauern. Die Kinder sind jung, die Eltern bekommen ein neues Haus und noch ist er selbst fit genug, um jeden Morgen und jeden Abend den Berg zu besteigen und Schafe und Rinder zu hüten.

Beim Abschied winken Tsan Kunyel und seine Frau. Es ist mittags. Ein guter Moment, noch schnell das Restaurant unten an der Straße zu testen. Der Laden ist leer. Vielleicht sieht das am Abend anders aus. Außerdem bricht der Herbst an. Im Sommer, da kommen die Leute. Und es dürften jeden Sommer mehr werden. Das Lammfleisch schmeckt besonders gut … oder ist es die harte Arbeit, von der man nun weiß, dass sie für das Mahl geleistet wurde? Tsan Kunyel betritt noch einmal seinen Laden, betrachtet seine Gäste, als hätte er ihnen nicht gerade alles erzählt, was es über ihn zu erzählen gibt. Seinen Hut trägt er noch, die tibetische Tracht hat er ausgezogen. Der Arbeitsalltag hat ihn eingeholt. Er sieht nun entspannter und selbstbewusster aus. Ja, er ist beeindruckend. Nicht nur der Qinghai-See lenkt hier die Gedanken auf stille, tiefe Wasser. 

Text und Fotos: Emilie Cherlet


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