Schlafende „Feuerberge"
So offenkundig wie die ungewöhnlich hohe Dichte an Schmuckgeschäften ist in Chinas „Jade-Hauptstadt" auch das Fehlen jeglicher Hochhäuser. Das hat weniger mit fehlendem Geld in der Stadtkasse zu tun als mit Sicherheitsbedenken. Denn Tengchong liegt in einer tektonisch äußerst aktiven Region. In den letzten 500 Jahren soll es hier nicht weniger als 70 Erdbeben mit einer Stärke von mindestens Fünf auf der Richterskala gegeben haben.
Die sichtbaren Zeugen dieser explosiven Vergangenheit sind die „Feuerberge", wie die 97 Vulkankegel um Tengchong herum von den Einheimischen genannt werden. Der höchste von ihnen ist mit 2.614 Metern der Dayingshan. Nicht ganz so imposant sind der Dakongshan und der Xiaokongshan 22 Kilometer außerhalb der Stadt. Der „Große leere Hügel" und der „Kleine leere Hügel", wie die beiden wörtlich heißen, bilden das Herzstück des in China einzigartigen Vulkan-Parks.
Leider ist der Name dieser beiden Vulkane, die zu einer Gruppe von insgesamt 25 Vulkanen gehören, für einmal zutreffender, als man sich das als Tourist wünscht. Ihre mächtigen Krater sind heute nämlich fast bis zur Unkenntlichkeit mit Bäumen und Sträuchern überwuchert. Wo einst glühende Lava mit ohrenbetäubender Wucht in den Himmel geschleudert wurde, dominieren heute Dickicht und Totenstille. Selbst die für einen Vulkan typischen Lavasteine sind auf den beiden Vulkankegeln – einmal abgesehen von den kunstvoll geschnitzten Souvenirs an den vielen Verkaufsständen – so gut wie unauffindbar.