Kandebayi überquerte den Strom und zündete das Schweifhaar Kerkulas an. Unverzüglich tauchte Kerkula vor ihm auf. Kandebayi schwang sich auf Kerkulas Rücken. Er trug Helm und Panzer, nahm Waffen mit sich und machte sich auf die Suche.
Nach langem Ritt in eine Kandebayi unbekannte Gegend gelangt, hielt Kerkula an und sprach zu Kandebayi: "Vorn in der Ferne, wo das Feuer gegen den Himmel flammt, liegt der Feuerfluss. Hinter dem Feuerfluss befindet sich dein Ziel. Schließe nun deine Augen! Öffne sie erst wieder, wenn ich es dir befehle, sonst gehen wir beide zu Grunde."
Kandebayi schloss seine Augen. So liefen sie pfeilschnell eine Zeitlang dahin. Zuerst empfand Kandebayi Wärme um sich aufsteigen, später wurde es unerträglich heiß. Es erforderte große Anstrengungen bis Kerkula endlich sagte: "Mach die Augen auf!" Als Kandebayi seine Augen öffnete, sah er, dass sie sich auf einer Insel befanden. Auf der Insel gab es acht Fohlen mit goldenem Schweif sowie ein Fohlen ohne Schweif. Sie tranken Wasser aus einem goldenen Trog.
Kerkula sprach erneut: "Auf jener hohen Pappel lebt ein Sumulue-Vogel. Alle sechs Monate macht er sich auf Futtersuche, nach fünfzehn Tagen kehrt er zurück. Jetzt ist er gerade auf Futtersuche, bis er wieder zurückkommt, vergehen noch sechs Tage. Wir müssen den sechsmonatigen Weg unbedingt in sechs Stunden zurücklegen, um nicht von ihm überrascht und eingeholt zu werden. Nachdem du dich auf mich gesetzt hast, halte den goldenen Trog vor dich. Auf diese Weise werden die Fohlen uns folgen und unsere Spur nicht verlieren. Wenn wir den Feuerstrom überqueren wollen, können wir nun nicht den direkten Weg wählen, sondern müssen einen Umweg einschlagen. Daher ist der Rückweg länger als der Herweg. Wir müssen außerdem noch drei Hindernisse überwinden. Zuerst treffen wir auf das siebenköpfige Ungeheuer, sodann auf den weißen Löwen und zuletzt auf die Hexe. Diese müssen wir alle überwinden. Ob wir sie besiegen, hängt von deiner Stärke ab. Also lass uns aufbrechen und keine Zeit verlieren."
Kandebayi nahm den goldenen Trog, hob ihn vor den Hals des Pferdes und ritt los. Die Fohlen folgten ihnen.
Kurz darauf tauchte vor ihnen ein großer Berg auf. Dieser Berg bewegte sich auf sie zu und kam immer näher. In Wirklichkeit war es das siebenköpfige Ungeheuer. Kandebayi setzte den goldenen Trog ab. Die Fohlen scharten sich um den Trog.
Kandebayi ergriff eine schwere Dornenlanze, und mit Hilfe Kerkulas stürmte er direkt auf das siebenköpfige Ungeheuer zu. Flugs schlug er einen Kopf des siebenköpfigen Ungeheuers ab. Anschließend nochmals, so fiel der zweite Kopf rollend zu Boden. Dies geschah nach und nach siebenmal. Als alle sieben Köpfe auf dem Boden lagen, stürzte das Ungeheuer selbst kraftlos in sich zusammen. Kandebayi schnitt die Augen des Ungeheuers heraus und steckte sie in seine Tasche.
Kandebayi ging zum Trog und hob ihn wieder auf den Rücken des Pferdes. So führte er die Fohlen weiter. Kerkula raste in Windeseile dahin, so dass selbst der Staub nicht an ihnen hängen blieb. Mit einem einzigen Wiehern überwand Kerkula sechs hohe Klippen.
Einen Augenblick später vernahmen sie das Brüllen des Löwen in der Ferne. Kandebayi band Kerkula schützend vor die Fohlen. Sodann stürzte er in Richtung des Gebrülls. Kaum war er ein paar Schritte gegangen, wurde er wie magisch von dort angezogen. Daraufhin erblickte Kandebayi das riesige Maul des Löwen. Kandebayi wurde von dem Atem des Löwen magnetisch angezogen. Kandebayi ergriff sein diamantenes Schwert, das er waagerecht vor sich hielt. Es war so breit wie der Himmel. Immer stärker wurde er vom Löwenmaul angezogen. So zerschlug er mit seinem Schwert den Löwen in zwei Teile. Kandebayi schlug die weißen Löwenzähne aus und steckte sie in seine Tasche.
Sodann setzte Kandebayi seinen Weg fort. Unzählige hohe Berge ließen sie in Windeseile hinter sich. Plötzlich wurde die Welt von einer unheimlichen, schwarzen Dämmerung beherrscht. Nur aus den goldenen Schweifen der Fohlen schössen helle Lichtstrahlen hervor und leuchteten ihnen den Weg. In der Düsternis erschien ein hübsches, wie ein Pfau herausgeputztes Mädchen. Kandebayi stieg vom Pferd. Er ging direkt auf das Mädchen zu. Das Mädchen blickte ihn kurz an und sprach: "Nachdem du eine so lange Wegstrecke zurückgelegt hast, bist du sicher müde und erschöpft. Komm doch zu mir ins Haus und ruh dich aus!"
Das Mädchen war die verwandelte Hexe.
"Mühsam ist eben mühsam, ich habe nichts gegen eine Rast einzuwenden. So führe mich zu deinem Haus!" sprach Kandebayi.
Das Mädchen ging voraus. Gerade als sie zu sprechen anfangen wollte, ergriff Kandebayi sein diamantenes Schwert und spaltete ihren Schädel. Kurz darauf ging von dem diamantenen Schwert ein Feuerstrahl aus. Auf diese Weise wurde die Dämmerung, die die Welt beherrschte, aufgelöst. Als sich die Dämmerung und die Wolken verzogen hatten, lag an der Stelle, an der das Mädchen vorübergegangen war, eine Hexe, die in zwei Teile gespalten war. Kandebayi schnitt den Kopf der Hexe ab und steckte ihn in seine Tasche.
"An dieser Stelle, wo Hexenkunst herrschte, ist es für wilde Tiere unmöglich zu passieren. Daher wird jener Sumulue-Vogel auch nicht hierher kommen können. Bis jetzt weiß noch niemand, dass die Hexe gestorben ist. Wir können uns hier ein paar Tage erholen", sagte Kerkula.
So ruhte Kandebayi sich hier vier Tage aus und bemächtigte sich der Schätze der Hexe. Dann setzte er sich mit dem goldenen Trog wieder auf Kerkulas Rücken und leitete alle Fohlen mit den goldenen Schweifen ohne Mühe zum Geisterkönig.
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