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(GMT+08:00) 2005-07-04 16:41:27    
Der Held Kandebayi (3)

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Kerkula lief schnell wie ein fliegender Adler. Nach sechzig Schritten bereits war der Weg eines Monats zurückgelegt. Kerkula nahm die Berge nicht als Berge wahr, die Flüsse nicht als Flüsse, das Meer nicht als Meer. Ununterbrochen ritt Kandebayi Tag und Nacht, bis er zu einem Ort gelangte, an dem er einen sehr hohen Berg, der bis in die Wolken ragte, erblickte.

Angekommen am Fuß des Berges sprach Kerkula: "Mein Freund Kandebayi, wir sind nicht weit von dem Platz entfernt, den wir suchen. Wenn du den Berg überquert hast, dann triffst du auf einen Fluss. Inmitten des Flusses liegt eine Insel. Auf dieser Insel lebt der Geisterkönig. Der goldene Schuh, den du bei dir trägst, gehört der Tochter des Geisterkönigs. Die Eltern des Schafe hütenden Kindes befinden sich auch in der Gewalt des Geisterkönigs. Sie werden in einer Erdhöhle gefangen gehalten. Der Eingang der Erdhöhle wurde fest verschlossen. Der Schlüssel ist im Bett des Stromes verborgen. Der Strom entstand aus sechzig Flüssen. Der Grund des Stroms ist für normale Menschen unerreichbar. Auf dem gegenüberliegenden Bergabhang lebt ein Riese, der Milchkühe züchtet. Er wurde bei einer Schlacht gefangen genommen und ist nun ein Sklave des Geisterkönigs. Geh zu dem Riesen und gib ihm genug Geld für seine Heimreise, ziehe seine Kleider an und gib ihm deine Kleidung. Danach lass ihn frei und hüte selbst die Milchkühe. Zieh jetzt ein Haar aus meinem Schwanz. Sobald du mich brauchst, zünde dieses Haar an. Dann tauche ich unverzüglich auf. Alles Weitere wirst du selbst erfahren, wenn du dort angekommen bist."

Nachdem Kandebayi ein Schwanzhaar von Kerkula ausgerissen hatte, ließ er den Hengst laufen. Sodann verrichtete er alles, wie Kerkula es ihm befohlen hatte. Er ließ den Milchkühe züchtenden Riesen frei, gab ihm genug Geld für die Heimreise, legte dessen Kleidung an und hütete die Milchkühe.

Als er am Abend die Milchkühe durch den Strom zum Stall treiben wollte, gingen nicht alle ins Wasser. Kandebayi war darüber zornig, ergriff die Hinterbeine der Kühe und warf eine nach der anderen auf die andere Stromseite. Die Milchkühe fielen auf die Insel inmitten des Flusses. Ein dumpfes Aufschlagen war zu vernehmen. In diesem Augenblick, als die jüngste Tochter des Geisterkönigs sah, was am Strom vorging, rief sie erregt aus: "He! Bist du verrückt geworden, warum rufst du nicht wie früher: 'Wasser, Wasser weiche zurück!'"

Sobald Kandebayi dies vernahm, rief er eiligst: "Wasser, Wasser weiche zurück!" Sogleich teilte sich das Flusswasser und eine Furt im Fluss wurde frei.

Von da an hütete Kandebayi das Vieh. Eines Tages rief der Geisterkönig seine beiden Söhne und befahl ihnen: "Heute wird unsere schwarze Stute ein Fohlen zur Welt bringen. Das ist bereits das neunte Mal. Früher, sobald sie ein Fohlen in der Nacht geboren hatte, verschwand das Fohlen jedes Mal. Heute Abend beobachtet ihr beiden die Stute und schaut, was eigentlich vorgeht."

Diese Worte vernahm auch Kandebayi. In der Nacht machten sich die beiden Söhne des Geisterkönigs auf, die Stute zu bewachen. Kandebayi war auch heimlich zum Stall gekommen. Kurz darauf schliefen die beiden Söhne des Geisterkönigs tief und schnarchten. Nur Kandebayi blieb wach und beobachtete, was vorging. Kurz vor der Morgendämmerung gebar die Stute ein Fohlen mit einem goldenen Schweif. Genau in diesem Augenblick schien es, als ob sich am Himmel eine schwarze Wolke zeigte, sich niedersenkte und das Fohlen wegbrachte. Kandebayi eilte der Wolke nach und ergriff den goldenen Schweif des Fohlens. Aber der Schweif riss ab, so dass Kandebayi nichts mehr ausrichten konnte. Er hielt den goldenen Schweif in den Händen und ging schlafen. Am nächsten Morgen rief der Geisterkönig seine beiden Söhne und fragte sie, was sie gesehen hätten. Die beiden Söhne antworteten: "Die Stute gebar nichts. Es hat sich nichts ereignet."

Als der Geisterkönig dies hörte, zweifelte er. Kandebayi trat ein und sprach: "Hoheit, Unvorstellbares hat sich ereignet!"

"Was ist los, heraus mit der Sprache!" befahl der Geisterkönig erstaunt.

"Ich muss Euch sagen, dass Ihr belogen wurdet. Die beiden haben nichts beobachtet. Nur ich habe alles gesehen. Um Mitternacht schliefen Eure beiden Söhne bereits fest. Vor Morgengrauen gebar die Stute ein Fohlen mit einem goldenen Schweif und seeottergleichem Fell. Als es dämmerte, schien es, als ob sich am Himmel eine schwarze Wolke bildete, die herabkam und das Fohlen entführte. Obwohl ich unverzüglich hinterher rannte, konnte ich nur noch den goldenen Schweif ergreifen. Das Fohlen wurde von einem Adler in der schwarzen Wolke weggebracht ..." Der Geisterkönig unterbrach ihn und fragte:

"Wo ist der goldene Schweif?"

"Eure Hoheit, zu Befehl! Falls ich mit dem goldenen Schweif großen Gewinn hätte erzielen wollen, hätte ich Euch die Wahrheit verschwiegen. Seht, das ist der goldene Schweif." In dem Moment, als Kandebayi den Schweif hervorholte, schoss ein blendender Strahl durch den Saal. Die Söhne des Geisterkönigs fühlten sich beschämt und waren sprachlos.

"Nun, ihr drei, macht euch auf den Weg und sucht den großen Adler und das Fohlen! Solange ihr es nicht gefunden habt, braucht ihr nicht vor meine Augen zu treten!" sprach der Geisterkönig.

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