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(GMT+08:00) 2005-06-06 15:32:55    
Zeichen formen: Schönheit im Aufbau

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Mit Strichen und Linien Raum schaffen für Schönheit, das erstrebt man beim Zusammenbinden eines Zeichens. Striche, die noch kein selbständiges Zeichen geworden sind, haben auch ihre eigene Schönheit, sie werden aber kaum als etwas Wertvolles aufgenommen. Erst wenn man ein ganzes Zeichen schreibt, einen kürzeren oder längeren kalligraphischen Text, entsteht Interesse, die Qualität und den Charme der Striche zu beurteilen.

Ein chinesisches Zeichen ist grundsätzlich durch ein Quadrat begrenzt, dieses ist aber meistens nicht zu sehen. Quadratische Zeichen im engeren Sinn, mit einem Rand auf jeder Seite, gibt es nur ungefähr 50 in den gängigen Wörterbüchern, das macht ein quadratisches Zeichen unter 200. Ein Glück für den Formenreichtum der chinesischen Schrift.

Vom Aufbau her gibt es einfache und zusammengesetzte Zeichen.

Einfache Zeichen haben nur ein Strukturelement. Zusammengesetzte Zeichen gibt es vielerlei: Zwei Elemente, entweder links und rechts oder oben und unten; drei Elemente, also links-Mitte-rechts oder oben-Mitte-unten; ein Element schließt das andere ein, halb oder vollständig.

Egal wie es zusammengesetzt ist, jedes Zeichen hat seinen Schwerpunkt, oder sein Zentrum. Wenn dieser Schwerpunkt erfasst ist, ordnen sich die Striche von selbst, also weder in alle Richtungen unkontrolliert auseinanderlaufend, noch in einem Knäuel zusammengeschrumpft, sondern in Harmonie mit den übrigen Zeichen. Um dem Anfänger das Erfassen des Schwerpunkts zu erleichtern, gibt es in den Buch- und Schreibwarenläden allerlei Übungsmaterial, z.B. mit Hilfe des Zeichens für Reis (mi), das in einem Quadrat mit roter Farbe den Hintergrund abgibt, auf den man das zu übende Zeichen schreibt. So kann man schrittweise den Schwerpunkt und die Kräfte zwischen den Zeichenelementen erfassen.

Wie soll man ein Zeichen passend anordnen? Das wichtigste ist die Ästhetik der Gestalt. Die Anforderungen für die schöne Form eines Zeichens kann man in fünf Bereichen zusammenfassen:

Regelmäßig:

Beim Schreiben muss man auf die Angemessenheit und die Stabilität der Zeichen achten. Regellose, beliebig hingesetzte Zeichen, die in alle Richtungen auseinanderfallen, ohne Zusammenhalt, das ist hässlich. Daher haben die Theoretiker der Kalligraphie immer die Proportionen zwischen den Seiten eines Zeichens betont, den Ausgleich von lang und kurz, das passende Setzen von leichten und festen Strichen. Geordnete Zeichen entsprechen einem allgemeinen menschlichen Sinn für Schönheit. Bei der Schönheit eines Menschen achtet man auch zuerst auf die Ebenmäßigkeit der Glieder. In einem Zimmer, bei der Innendekoration ist ebenfalls kein Durcheinander gefragt. Wenn man ein Bild aufhängt, soll es gerade erscheinen, nicht schief oder zu weit nach links oder rechts, ebenso nicht zu weit nach oben oder nach unten. Auch Briefmarken klebt man nicht irgendwie auf das Kuvert, sondern aufrecht an den korrekten Platz. Das sieht der Empfänger sicher gerne und betrachtet es vielleicht auch als Zeichen des Respekts. Ausgewogen: Hier geht es um einen Sinn für das Zueinanderpassen der Striche und Bauelemente eines Zeichens, um ein Gespür für Ordnung. Wenn das Zeichen nur einige wenige Striche hat, werden die Linien etwas dicker, jeder Punkt oder Strich wird mehr koordiniert und beachtet im Bezug auf die anderen; bei vielstrichigen Zeichen sind die Linien feiner, dichter und doch sauber getrennt.

Unter den verschiedenen Schrifttypen achtet die Siegelschrift am meisten auf diese Ausgewogenheit, außerdem tendiert sie dazu, das Weiße im Zeichen zu reduzieren und mit schwarz aufzufüllen. Danach kommen, von der Forderung an die Proportioniertheit her, die Kanzleischrift, die Normschrift und die Schreibschrift. Am wenigsten ausgewogen erscheint die Konzeptschrift (also die Grasschrift), oder gar die Wilde Grasschrift. Der Grasschrift geht es zuerst um einen starken Sinn für Bewegung und Rhythmus.

Differenziert:

Schönheit in der Kalligraphie entsteht wie in der Natur aus Ungleichförmigkeit und Streuung. Wenn die Striche eines Zeichens immer nur regelmäßig und ausgewogen sein sollen, dann erscheinen sie wie gedruckt, und man kann nicht mehr von Kunst sprechen. Sogar bei der relativ gleichförmigen Siegelschrift gibt es Indikationen für Differenzierung, zum Beispiel wenn man die drei Striche des Zeichens für ,drei' schreibt: Die drei waagrechten Striche erscheinen zwar gleich lang, aber der Strich in der Mitte ist nach unten gekrümmt. Bei der Kanzleischrift sind die ersten beiden Striche von oben gleich lang, unten aber verwendet man den "Seidenraupenkopf mit Wildgansschwanz". Bei der Normschrift ist der oberste Strich nach oben geneigt, der mittlere ist kürzer, und der unterste ist besonders dick.

Zusammenhängend:

Die Striche und die Bauelemente eines Zeichens müssen abgestimmt sein und einen reizvollen Kontrast ergeben. Der Zusammenhang fügt die Elemente zu einem organischen Ganzen, das noch mehr Bewegung, Kraft und Rhythmus besitzt.

Man unterscheidet den direkten und den indirekten Zusammenhang. Direkt verbunden sind Zeichen wie 'hua' die Blume, das Zeichen ist eigentlich aus vier getrennten Elementen zusammengesetzt. Ihre Verbindungspunkte sind in der Mitte des Zeichens, beim Schreiben kann man daher die Elemente leicht aneinander schließen, ja sogar den oberen mit dem unteren Teil verbinden.

Direkt verbunden sind vor allem die Striche der Grasschrift und der Schreibschrift, das nennt man "Qian Si", Fäden ziehen, da fügt man zwei Striche zu einem zusammen. Ein Punkt wird zu einem Haken oder zu einem gebogenen, gewundenen Strich, so ist er mit dem letzten oder dem nächsten Pinselstrich verbunden; waagrechte, senkrechte oder nach links unten verlaufende Striche werden ebenfalls oft mit den Strichen vor und nach ihnen in einer Pinselbewegung zusammengefügt.

Schwebend:

Das ist das wichtigste Kriterium für einen lebendigen Eindruck in der Kalligraphie. Wunderliches, vergnügliches Schweben! Fliegende Bewegung läßt dich in einem stillen Kunstwerk den schnaubenden Atem eines lebendigen Wesens erkennen, lässt melodische Musik in dir aufsteigen, dazu Phantasien und Assoziationen aller Arten.

Der Sinn für Bewegung in der Kalligraphie kommt außer von dem Aussehen der Striche und ihrer Verbindung noch aus zwei Bereichen: Eines ist das Tempo der Linien im Fluß. Siegel- und Kanzleischrift führen jeden Strich wirklich aus, gerade und sauber, ein bis zwei Minuten braucht man für jedes Zeichen. Doch bei der Gras- oder bei der Schreibschrift fließt der Pinsel eilig über das Papier, ja man kann sagen: Er schwebt. Zeichen sind in Sekunden fertig. Das Zweite ist die Uneinheitlichkeit oder Instabilität zwischen den Zeichen, hervorgerufen durch schräge, geneigte Schrift. Innerhalb des gleichen strengen Schrifttypus der Kanzleischrift oder Normschrift schreibt einer fein und zierlich, sauber und ruhig; ein anderer hingegen schreibt ungleichförmig und schwungvoll, das Gefühl von Rhythmus und Lebendigkeit springt dir aus dem Papier entgegen. Schreibschrift, Grasschrift und Wilde Grasschrift besitzen diese Lebendigkeit natürlich von vorn herein. Aus dem Werk "Luo Shen Fu" von Zhu Yun-ming, einem Kalligraphen der Ming-Dynastie, können wir die Verbundenheit und die schwebende Bewegung erkennen, sowie die hohe Kunst und Faszination dieses Meisters, sein Können in Bezug auf Tempo und Rhythmus. Zhu ist eines der "Vier Talente" in Suzhou und im Süden in der damaligen Zeit (die anderen sind Wen Zhengming Tang Bohu und Xu Zhenqing). Sie haben einen wichtigen Beitrag zur Blüte der Kalligraphie in der Ming-Dynastie geleistet.

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