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(GMT+08:00) 2005-06-06 15:45:50    
Weiß und Schwarz: Schönheit des Ganzen

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Hier geht es um die Anordnung eines kalligraphischen Werkes. Wenn man ein Gemälde "Betrachtet, sieht man nicht zuerst eine einzelne Szene oder einen bestimmten Gegenstand, sondern das gesamte Bild. Wenn man es schön findet, fängt man an, die Einzelheiten zu genießen. Auch bei einem Musikstück beurteilt man die Qualität des gesamten Stückes, bei einer Symphonie wird man alle Sätze berücksichtigen müssen.

Dieselbe Bewandtnis hat es mit dem Erleben von Kalligraphie. Der Kenner interessiert sich immer erst einmal für das gesamte Werk, und danach betrachtet er die einzelnen Teile. Von der Makroskopie zur Mikroskopie, und dann auch umgekehrt, immer wieder.

Der Kenner möchte einen Plan sehen. Allzu statische Normschrift, Kanzleischrift oder Siegelschrift braucht man gar nicht erst zu diskutieren. Wenn Schreibschrift oder Konzeptschrift (Grasschrift) ganz spontan aussieht, ist es in Wirklichkeit eine durchdachte Komposition. Das gilt auch besonders für die Wilde Grasschrift. Der Schreibende bemüht sich um das Losgelassene und Mühelose, Schwebende und Atemberaubende, wie jäher Wind und Gewitterschauer soll es daherkommen, unberechenbar. Aber man sollte deshalb nicht glauben, dass er keinen Plan, keine Vorstellung für die Struktur hat. Je sorgloser, je wundersamer und unauslotbarer die Grasschrift daherkommt, desto gründlicher hat der Kalligraph über den Entwurf gegrübelt. Beim Schreiben mag sich alles ständig verändern, aber eigentlich läuft es durchaus regelmäßig.

Ein guter Kalligraph ist wie ein guter Systemingenieur, der alles berücksichtigt und kontrolliert. Systemingenieur verlässt sich auf Mathematik, besonders auf seine Kenntnisse in Unternehmungsforschung, der Computer ist sein wichtigstes Werkzeug. Er entwirft und plant komplexe Projekte. Wenn etwas an einem Teil des Systems geändert werden muss, kann er den ursprünglichen Entwurf sofort modifizieren. Unser "Kalligraphiesystemingenieur" stützt sich auf seine verinnerlichten Daten über Striche, Zeichen und Zeilen, und auf sein Maß, sein künstlerisches Gefühl in Herz und Hand. Mit einem fast ebenso flinken Tempo wie dem einer Rechenmaschine, in einem Augenblick ist der Entwurf fertig oder modifiziert, und sofort wird er auf dem Papier in die Tat umgesetzt.

Das Wesentliche an der Gliederung einer Kalligraphie ist die Verbindung. Zeichen und Zeilen werden so gekettet, dass sie ein organisch durchdrungenes Ganzes bilden, in dem sich Rhythmus und Harmonie in der Veränderung zeigen, und wo im Statischen Lebendigkeit aufscheint.

Zur Verwirklichung der Verbindung gibt es drei Methoden:

Verbunden wie Adern

Die Zeichen in jeder Zeile einer Kalligraphie sollen einander in der Form und in der Bewegung entsprechen, und so ein Ganzes bilden, wenn man sie auf einmal erfasst. Da gibt es ein gutes Beispiel aus dem Leben: Schreiben ist wie die Bedienung von Gästen. Bei vollem Haus muss man angemessen reagieren, sodass sich alle Gäste wohl fühlen, sich angeregt unterhalten und keiner sich ausgeschlossen fühlt.

Von Wang Xianzhi, der mit seinem Vater Wang Xizhi immer im gleichen Atemzug erwähnt wird, gibt es ein Werk in fließender Grasschrift (Xing Cao) namens Zhong Qiu tie, "Muster-Kalligraphie vom Mondfest". Von jeher hat man es als ein unvergängliches Vorbild für "Verbunden wie Adern" angesehen. Leider sind nur noch 22 Zeichen aus dem Original erhalten, aber der besondere Zusammenhang in der Form ist auch heute klar zu sehen. Die Zeichen in jeder Zeile sind entweder direkt verbunden oder durch die Pinselführung verbunden, man nennt das seither - Yi bi shu "Schrift ohne Absetzen, wie mit einem Pinselstrich". Der Kaiser Qian Long aus der Qing-Dynastie gab diesem Werk den zweiten Platz in seiner Sammlung der drei raren Kostbarkeiten (san xi).

Leere und Fülle entstehen zugleich

In einem kalligraphischen Werk sind die Striche der ausgefüllte Teil, der andere Teil ist die Leere, der Platz zwischen den Zeichen und zwischen den Zeilen. Leere und Fülle sollen ein organisches Ganzes bilden, in der Fachsprache nennt man das "Ji bai dang hei", d.h, "bai", das Weiße, soll man genauso im Auge haben, als entwürfe man "hei" [häi], den schwarzen Strich. Das ist wie im traditionellen chinesischen Theater, da ist der ausgefüllte Teil das Singen, wo es das Libretto verlangt; die Instrumentalstücke dazwischen, die überleitenden Takte, Vor- und Zwischenspiele, die einführenden Worte der Schauspieler, die Koda, das alles ist wichtig für den Aufbau, die Entfaltung und Entwicklung, die Spannung und die Atmosphäre des Stücks. In der westlichen Musik gibt es "perdendosi": das langsame Abschwellen des Klangs in die Stille, also von der Fülle in die Leere; die letztere leistet etwas, wozu die erstere nicht imstande ist. Da gibt es auch den Vers "Ci shi wu-sheng sheng yousheng" in Bai Juyis Ballade von der Pipaspielerin aus der Tang-Zeit. "Sheng" im ersten Ton, also gleichmäßig hoch gesprochen, bedeutet Ton oder Klang;

"wu" ist die Negation, "you" die Affirmation- "es gibt", "haben". "Sheng" im vierten Ton, entschieden gesprochen, bedeutet "siegen". "Ci shi", zu dieser Zeit, ist die Stille beredter.

In einem chinesischen Garten ist die Relation der Entfernung ein häufiges Mittel, um Kontrast zu erzeugen. Pavillons, Wandelgänge, künstliche Felsen, Blüten und Bäume wechseln fern und nah wie Berg (shan) und Wasser (shui). "Shanshui" bedeutet 'Landschaftsbild'. Die Entfernung, der Platz dazwischen, sie steigern das Vergnügen. Ein typisches Beispiel ist der Yiheyuan in Peking, der Sommerpalast der Qing-Dynastie und auch der Kaiserin Cixi. Die Hauptbestandteile der Anlage sind der künstliche Berg Wanshoushan und der südlich davon angelegte See Kunminghu. Auf dem Berg und an seinem Fuß gibt es zahlreiche Pavillons und Pagoden, Wandelgänge und Palasthöfe. Am berühmtesten sind das Palastgebäude Paiyundian und der Tempel Foxiangge. Der See ergibt ein prächtiges Bild. Im Westen durchmisst ihn ein Deich, und im Nordosten gibt es eine Insel mit einem Pavillon, die durch die "17-Bogen-Brücke" mit dem Land verbunden ist. Den Berg und die Gebäude kann man wohl als die festen Punkte der Landschaft vor dem großen Hintergrund des Wassers bezeichnen. Und fern im Westen hinter den Mauern gibt es noch einige Berge als Hintergrund, den Yuquanshan und die Kette der Xishan. Zu jeder Jahreszeit, am Morgen und zu Mittag, bei Nebel und bei klarem Wetter verändern sich in mannigfaltiger Weise die Farben am Berg und die Szenerien am Wasser, sie machen den charakteristischen Zauber dieser Gartenanlage aus.

Wenn der Pinsel das Papier berührt, entsteht im gleichen Augenblick ein Strich oder Punkt; und es entsteht der weiße Raum, in dem sich die Tusche abhebt. Das ist nicht wie bei der Ölmalerei, wo man lange überlegt und das Bild immer wieder ändert. Die Anforderungen sind streng: "Messerscharf getrennt" muss der feste Teil sein, "von Jade ausgemessen" ist der leere Platz. Da kann man sich nun vorstellen, wie gewandt und sensibel Herzen und Hände sind, welche solchen Anforderungen genügen.

Interessant verstreut Das ist eine Methode der Verbindung, welche den Reiz einer verwirrenden Vielfalt von kreuz und quer sucht und in der Strenge Veränderung anstrebt. Siegelschrift, Kanzleischrift und Normalschrift sind relativ streng, da muss die Achse jedes Zeichens mit der Achse der ganzen Zeile übereinstimmen, sodass die Zeichen wie Perlen auf einer unsichtbaren Schnur gereiht erscheinen, Zeile für Zeile, ganz gerade aufgehängt.

Doch die zur fliegenden Bewegung tendierenden Stile der Konzept- oder Grasschrift und der fließenden Schreibschrift streben nicht in erster Linie nach dem gerade erwähnten Prinzip. Manchmal stimmt die Mittelachse eines Zeichens mit der Mittelachse der Zeile überein, öfter aber nicht, die Perspektive wechselt. Manche Zeichen entfernen sich auch sehr weit von der Zeile, dadurch schaukelt, schwingt und schlingert die ganze Zeile nach links und rechts. Ein repräsentatives Werk für diese durchgehend verbundene Freiheit in der Bewegung ist ein Gedicht des Tang-Dynastie-Dichters Du Fu in der Grasschift von Huang Tingjian aus der Song-Dynastie.

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