Früher trank man in der Oberschicht in Tibet den "Maojian-Tee" und sonstige feine Tees. Die einfache Bevölkerung und die Lamas begnügten sich mit Ziegeltees wie "Kangzhuan-Tee", "Fuzhuan-Tee" und "Jinjian-Tee". In der Regel wird der Tee mit Butter vermischt getrunken, in den Viehzuchtgebieten vorwiegend als Milchtee.
Der Buttertee ist das Hauptgetränk in Tibet. Schon früh am Morgen, bevor man zur Arbeit geht, beginnt man Buttertee zu trinken, und vom Morgen bis zum Abend nimmt man fünf- bis sechsmal Buttertee zu sich. Wenn Besuch kommt, geht die Familie daran, besonders wohlschmeckenden Buttertee zuzubereiten. Zuerst zerstampft man Teeziegel, gibt dann das Teepulver in eine mit Wasser gefüllte Kanne und stellt die Kanne aufs Feuer. Man lässt solange kochen, bis duftender Tee entsteht. Den heißen Tee, mit Butter und Salz versehen, gießt man in einen meterhohen Holzeimer ein und rührt, bis alles gut vermischt ist. Dann wird das Ganze nochmals in einer Kanne erhitzt, der aromatische Buttertee ist fertig. Kommen hohe Gäste zu Besuch, überreicht der Gastgeber zuerst einen Hada genannten weißen Seidenschal und serviert dann Buttertee. Es geht feierlich her. Der Gastgeber befleißigt sich des Nachschenkens, damit die Teeschalen der Gäste stets gefüllt sind. Die Gäste trinken nicht aus, sondern lassen die Schalen halbvoll, bis der Gastgeber nachschenkt. Beim Abschied trinkt man den Buttertee dann in einem Zug als Ausdruck der Dankbarkeit und der Zufriedenheit aus.
In den Viehzuchtgebieten begrüßt man Gäste mit Milchtee. Ob bekannt oder unbekannt, sobald man ins Zelt einer Hirtenfamilie eintritt, wird die Frau dem Gast Milchtee anbieten und anschließend Spezialitäten wie Reis mit Obst, Teigwaren und Fleisch. Die Gäste werden gebeten, mit der Hand nach dem Fleisch zu greifen.
In den Augen der Tibeter ist Tee ein Symbol für Freundschaft, Verehrung, Reinheit und Glück, daher ist das Trinken von Buttertee wie auch von Qingke-Bier ein wichtiger Inhalt bei Festlichkeiten. Die Tibeter feiern in verschiedenen Regionen viele Volksfeste, so das "Bade-Fest", das "Duftende Wellen-Fest", das "Ernte-Fest" und das Reiterfest. Bei allen diesen Festen wird getanzt und gesungen und wird Buttertee oder Qingke-Bier getrunken.
In der Region Zhongdian im Nordwesten der Provinz Yunnan veranstalten die Dörfer in der feldarbeitsarmen Jahreszeit ein gemeinsames "Wechselgesang-Teefest". Junge Männer und Frauen wandern in Gruppen, und jede Gruppe wählt einen Vertreter. Die Vertreter ziehen sich zurück, besprechen den Verlauf des Festes und kommen dann wieder zu den versammelten Leuten. Sänger des Gastgeberdorfs geben sodann etwa folgendes zum Besten:"Sehr werte Gäste, wir erlauben uns recht frech, euch in unser bescheidenes Dorf einzuladen. Wir bitten euch, mit uns eine Tasse Tee zu trinken. Wir fühlen uns geehrt, wenn ihr ja sagt." Die Gäste singen höflich zurück:"Wir beugen uns vor Euer Ehrwürdigen, die Ihr uns eine so hohe Ehre zuteil werden lasst. Wir sind nicht würdig, diese Ehre anzunehmen." Natürlich wird dann Tee getrunken, und auf jede Schale folgt ein Lied, bis eine Seite nichts mehr zu singen weiß und somit Verlierer geworden ist.
In Tibet gibt es Tee praktisch zu allen Anlässen: Geburt, Heirat, Bestattung, religiöse Zeremonien. Ist ein Mädchen geboren, wird Tee gekocht in der Hoffnung, dass das Mädchen so zart und rein wie Tee wird. Bei einer Hochzeit wird Tee gekocht in der Hoffnung, dass die Ehe vom Glück begleitet wird. Bei Trauerfeierlichkeiten wird schwarzer Tee gemacht, um die Trauer auszudrücken. Wenn tibetische Frauen Lamas besuchen wollen, müssen sie vorher mit Zucker und Milchtee ihre Gesichter bestreichen, weil Tee ein Symbol der Reinheit ist.
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