Die Jagd und die Verbindung zu den Göttern
Der Ursprung des klassischen chinesischen Gartens reicht weit zurück. Laut historischen Aufzeichnungen gab es schon im 21.Jh.v.Chr.Gehege, in denen Wild für die kaiserliche Jagd gehalten wurde. Die Herrscher der Shang-Dynastie (ca. 16. - 11. Jh. v. Chr.) errichteten in diesen Gehegen hohe Warten, um den Himmel zu betrachten und die Götter zu verehren. Diese Warten hießen Lingtai, was soviel bedeutet wie "Warte der Geister". Lingtais wurden aus gestampfter Erde gebaut und erreichten Ausmaße, die heute beinahe unvorstellbar sind. In dem Werk Xin Xu- Ci She ("Neue Reihe") heißt es: "Der Tyrann Zhou brauchte sieben Jahre, um seine Hirschwarte zu bauen. Sie war drei li breit und 1000 chi hoch [1 li sind heute 500 m, 1 chi 1/3m]. Stand man auf ihr, konnte man die Wolken und den Regen betrachten." Diese Beschreibung mag etwas übertrieben sein, aber die Warten der Shang-Dynastie waren in der Tat besonders hoch und mächtig.
In der vorgeschichtlichen Zeit war das Produktionsvermögen der von Fischerei und Jagd lebenden Menschen begrenzt. Sie waren voller Ehrfurcht gegenüber der Natur. Die Verehrung von Flüssen, von wilden Tieren und Pflanzen ist die grundlegendste, am weitesten verbreitete Urreligion. Ob auf den Fledern oder im Wald, in denen sie notgedrungen verweilen mussten, oder in den Wildgehegen, in denen sie jagten - für diese Menschen waren die Götter allgegenwärtig. Sie wählten Seen und Teiche aus und gruben "Seelenteiche" aus, neben denen sie nach dem Vorbild von Bergen und Hügeln hoch aufragende "Lingtai" errichteten. Die weltlichen Herrscher erklommen diese Warten, um den Göttern und Geistern näher zu sein und ihren Schutz zu erbitten. Die urreligiöse Bedeutung dieser Architekturform, der Verbindung von Hügel und See, hatte lange in den Vorstellungen der frühen Menschen Bestand. Diese "vorgeschichtlichen Gärten", in denen die Götter verehrt wurden, waren von einer gedrückten, geheimnisvoll primitiven Atmosphäre erfüllt.
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