So sind im Xinjiang-Museum in Urumqi die „Mumien" eines chinesischen Garnisonskommandeurs ebenso zu sehen, wie die von trockener Luft und Sonne konservierten Leichname zentralasiatischer und europäischer Siedler. Denn auch religiös Verfolgte aus dem byzantinischen Reich und aus Persien hatten Zuflucht in den Weiten Xinjiangs gesucht und gefunden.
Turkstämmige und zentralasiatische Nomadenvölker lebten hier, neben chinesischen Außenposten und Zollstationen gab es tributpflichtige Khanate und die Reiche rivalisierender Stammesverbände. Und es gab blühende Städte in den Oasen, von denen etwa Turpan im Tarimbecken heute noch ein wichtiges regionales Zentrum ist. Im Umkreis von gut fünfzig Kilometern befanden sich weitere bedeutsame Orte und Festungen, von deren einstiger Größe heute noch beeindruckende Ruinen im Wüstensand künden.
Versunkene Städte
Als zwischen dem siebten und dem zwölften Jahrhundert der Islam von Westen her nach Xinjiang kam, veränderten sich nicht nur die religiösen Verhältnisse in der Region, sondern auch die Allianzen lokaler Reiche. Wichtige buddhistische Zentren wie Gaochang oder Garnisonsstädte wie Jiaohe wurden aufgegeben und verfielen.
Ähnlich wie die bis heute blühende Oasenstadt Turpan hatten auch diese Städte im Tarimbecken eine ausgeklügelte Wasserversorgung, deshalb machten Reisende auf der Seidenstraße hier Station. Selbst die Reste dieser urbanen Siedlungen vermitteln in der brennenden Wüstensonne einen Eindruck von einstiger Größe und Bedeutung. So auch die Ruinen der bis ins 15. Jahrhundert blühenden Stadt Gaochang. Der Ort, der 1.500 Jahre lang ein Zentrum der buddhistischen Kultur und ein Bildungszentrum sowie Hauptstadt mehrerer uigurischer Königreiche war, von denen einige eng mit dem chinesischen Kaiserhof verbunden waren, wirkt heute fast wie eine unwirtliche Mondlandschaft.
Wegen der Weitläufigkeit der antiken Stadt geht es heutzutage am besten per Eselkarren vorbei an den Ruinen aus Lehm, denen die Erosion durch starken Wind und Flugsand im Laufe der Jahrhunderte ihr heutiges Aussehen verliehen hat. Fast scheint es, als habe ein überdimensionaler natürlicher Sandstrahl die Konturen der Gebäude abgerundet...
Dabei ist der Lehm, der überall in der Region als Baumaterial verwendet wurde und zum Teil auch heute noch wird, von der Sonne so fest gebrannt worden, dass er fast so hart ist wie Zement. Aus dem ökologisch beispielhaften hell ockerfarbenen Material werden bis heute Ziegelsteine geformt, die nicht noch eigens gebrannt werden müssen. Das „Brennen" übernimmt die Sonne – emissionsfrei und zum Nulltarif.