Die Sommerresidenz der letzten Kaiserdynastie in Chengde gehört zu den bekanntesten und schönsten Reisezielen in China. Die Stadt Chengde liegt drei Autostunden nordöstlich der Kaiserstadt Beijing in einem landschaftlich schönen Tal, in dem das Klima sehr angenehm ist. Hier ließen die Kaiser der Qing-Dynastie, der letzten Monarchie Chinas, eine Sommerresidenz errichten. Im Jahr 1703 begannen die Bauarbeiten, die über 90 Jahre dauerten.
Ungefähr die Hälfte des Jahres verbrachten die Qing-Kaiser in diesem Gebirgserholungsort. Viele wichtige Entscheidungen wurden hier getroffen.
Die Sommerresidenz in Chengde ist die größte im Originalzustand erhaltene kaiserliche Gartenanlage unter allen kaiserlichen Parkanlagen Chinas. Sie besteht aus großen Parks mit Seen, Pagoden und dem eigentlichen Kaiserlichen Sommerpalast. Außerhalb seiner Mauern befinden sich auf den umliegenden Hügeln die Acht Äußeren Tempel, die in verschiedenen Architekturstilen aus ganz China gebaut sind. Der eindrucksvollste von ihnen ist der Putuo Zongcheng, der dem Potala-Palast in Lhasa, Tibet, nachgebaut wurde.
Die Residenz ist 5,64 Quadratkilometer groß, mehr als ein Zehntel von Bremen, mit 404 Quadratkilometern das kleinste Bundesland Deutschlands, und zweimal so groß wie der Sommerpalast im Nordwesten Beijings. Der vordere Teil der Anlage besteht aus Palästen, in denen der Kaiser seine Regierungsgeschäfte erledigte, Botschafter oder Adlige der mongolischen Verbündeten empfing. Das Gelände direkt hinter den Palästen ist eher flach. Hier gibt es großflächige Seen und weitläufige Gärten. Am Rande liegen Hügel und der Rehe-Fluss durchquert die Parkanlage. Der Fluss wird auch Jehol genannt. In der mandschurischen Sprache bedeutet Jehol "heißer Fluss". Diesen Namen bekam der Fluss, weil im Sommer oft Dampf über ihm zu sehen ist.
Die angenehme Kühle der Residenz im Sommer ist nicht nur auf die geographische Lage des Ortes zurückzuführen. Im Winter sind die Seen in der Parkanlage zugefroren. Das Eis kann bis zu einem Meter dick sein. Dieses Eis wurde in Kühlkellern für den nächsten Sommer eingelagert. Im Sommer füllte man dann ein Gefäß zur Hälfte mit Eis. Auf das Eis legte man Jade, so konnte die kalte Luft langsam ausströmen, während das Eis schmolz. Besonders beliebt waren auch eisgekühlte Früchte zur Erfrischung.
Der Sommerpalast in Chengde und die Tempel in der Nähe wurden 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Chengde hat sich dank guter Straßen- und Eisenbahnverbindungen nach Beijing zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt in Nordchina entwickelt. Mit dem Auto oder dem Zug erreicht man von Beijing aus leicht den Erholungsort. Hochsaison ist im Sommer. Allerdings ist die Landschaft bei Chengde auch im Winter sehr attraktiv, besonders wenn es geschneit hat und die Landschaft unter einer weißen Schneedecke liegt. Nur sind die Temperaturen im Winter sehr niedrig.
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