Eine Welt mit mehr Wohlstand, ohne Kriege und Hunger ist ein Traum, den wohl Milliarden Menschen nie träumen, weil sie täglich um ihre Existenz kämpfen müssen oder den Glauben an gute Taten von Mächtigen verloren haben.
Doch um tatsächlich irgendwann solche Traumziele zu erreichen, wurden die Vereinten Nationen (UN) vor 75 Jahren gegründet. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges stand der Weltfrieden im Vordergrund (Artikel 1 der UN-Charta), ein dritter Weltkrieg sollte verhindert werden. Die UN „schulterte die Hoffnung der Menschheit auf eine neue Zukunft und leitete eine neue Ära der Zusammenarbeit ein“, beschrieb Chinas Staatspräsident Xi Jinping in seiner Rede während einer UN-Vollversammlung die damalige Aufbruchsstimmung, an der China als eines der UN-Gründungsmitglieder Anteil hatte.
Bereits zwei Jahre nach ihrer ersten Vollversammlung entsandten die Vereinten Nationen zur Beobachtung des Waffenstillstandes zwischen den Palästinensern und Israel 1948 eine Friedensmission. Es folgten viele weitere, die später als Blauhelm-Einsätze bekannt und 2001 durch den Friedensnobelpreis für die UN besonders anerkannt wurden. China nimmt seit 30 Jahren an Friedensmissionen teil. Die Volksrepublik ist inzwischen der zweitgrößte Beitragszahler für das Friedenssicherungsbudget und unter den ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrates der größte Bereitsteller von Friedenstruppen – mit bislang 40.000 Soldaten und Offizieren in 25 Blauhelm-Missionen in mehr als 20 Ländern und Gebieten. 16 chinesische Soldaten starben bei den gefährlichen Einsätzen. Tausende Sprengsätze wurden entschärft, mehr als 300 Brücken und etwa 15.000 Kilometer Straßen gebaut. Chinesische UN-Kräfte behandelten bislang 200.000 Patienten. Derzeit sind mehr als 2.500 chinesische Blauhelme in acht UN-Missionsgebieten im Einsatz. China hat mit mehr als 100 Ländern und Organisationen zusammengearbeitet, so in der UN die internationale Kooperation vorangetrieben. China half vielen Ländern, Friedenswahrungskompetenzen auf- bzw. auszubauen.
China beteiligt sich auch an Rettungsaktionen, schickte zum Beispiel 2006 medizinische Teams, medizinisches Material und Lebensmittel in Erdbebengebiete in Pakistan und Indonesien.
Einige Kritiker behaupten, die Volksrepublik wolle sich so ein Image als verantwortungsbewusste friedfertige und auf Harmonie bedachte Großmacht aufbauen. Ich denke aber nicht, dass China den Kampf gegen die Pandemie und Armut, sein Engagement in Afrika und Ländern entlang der Seidenstraße einstellen wird, nur um ja kein gutes Image zu bekommen und ein besseres Feindbild abzugeben.
Im Gegensatz zu anderen Staaten will sich China auch nicht aus UN-Organisationen zurückziehen, sondern noch mehr engagieren. Während der 45. Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in dieser Woche hat China im Namen von fast 80 Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas eine gemeinsame Erklärung zur Armutsbekämpfung und Menschenrechtsförderung abgegeben. Der chinesische UN-Botschafter in Genf, Chen Xu, erinnerte daran, dass die Armutsbeseitigung das Hauptziel der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ist. Sie sei zudem ein wichtiger Weg, um Menschenrechte zu schützen und zu fördern. Der UN-Menschenrechtsrat hatte vor vier Jahren dieses Konzept, wonach Entwicklung die Menschenrechte stärkt, international eingeführt. Chen Xu erklärte weiter, dass noch rund 800 Millionen Menschen auf der Welt extrem arm seien und es durch die Covid-19-Epidemie etliche Millionen mehr werden könnten.
Über 800 Millionen Menschen hat China nach Schätzungen der Weltbank bereits in den vergangenen 42 Jahren seiner Reform- und Öffnungspolitik aus der Armut befreit. China leistete in diesem Zeitraum mehr als 70 Prozent der erfolgreichen Armutsbekämpfung weltweit.
Die Vereinten Nationen schätzen die Kompetenzen des Weltmeisters der Armutsbekämpfung und nutzen diese. Deshalb wurde zum Beispiel der chinesische Vizelandwirtschaftsminister Qu Dongyu 2019 zum Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ernannt. Er setzte sich klar gegen Kandidaten der USA und der EU durch.
China ist auch in Afrika erfolgreich mit kluger Hilfe zur Selbsthilfe und Geschäften zum beiderseitigen Vorteil. China ist Afrikas größter Handelspartner. Die Volksrepublik hat afrikanischen Nationen zig Milliarden US-Dollar an Schulden erlassen. Es ist verständlich, dass die UN mit dem ehemaligen Diplomaten Huang Xia einen Chinesen als Botschafter nach Afrika entsandt haben.
Chinas Ärzteteams und Hilfsgüter für afrikanische Staaten während der Covid-19-Pandemie sind eine praktische Umsetzung des chinesischen Konzepts der Gemeinschaft der Menschheit mit geteilter Zukunft. China hilft schon lange: Zwischen Anfang der 1960er Jahre und 2005 reisten mehr als 15.000 chinesische Ärzte nach Afrika. Über 170 Millionen Patienten wurden behandelt, viele Krankenhäuser gebaut. In UN-Mission kämpften Chinesen in Afrika auch gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria. Taten statt Worte. Sich auf das Handeln zu konzentrieren, forderte der chinesische Staatspräsident Xi Jinping auch dieser Tage.
China kämpft für die Rechte von Entwicklungsländern: „Die Großen, Starken und Reichen sollten nicht die Kleinen, Schwachen und Armen schikanieren“, sagte Xi 2015 und betonte auch während der derzeitigen 75. UN-Vollversammlung, dass alle Staaten einander respektieren und gleichgestellt sein sollten. China tritt auch für Multilateralismus und souveräne Staaten ein, hält an der Schlüsselposition der UN fest und will diese stärken. Auch beim Kampf gegen Ungleichheiten und unmoralische Märkte – für Xi Ursache der Bankenkrise 2008 – wird China wohl mit gutem Beispiel vorangehen und kann an seinen Taten gemessen werden.
Text: Nils Bergemann