Die „Coolcarl“-Bewegung bezeichnet in China eine Gruppe von Menschen, die darauf stolz sind, einfache Kleidung zu tragen und Dinge optimal zu nutzen. Sie verachten den Vergleich von materiellem Genuss mit anderen und schämen sich für Verschwendung und Überkonsum. Es gibt immer mehr junge Chinesen, die eine solche Lebensphilosophie praktizieren.
Noch vor ein paar Jahren lag Konsumismus in China unter den jüngeren Generationen im Trend. Es war nicht selten, dass junge Menschen übermäßig konsumierten, ihre Einkäufe ihr Einkommen überstiegen und sie ihr Konto häufig überzogen. So lebten sie von der Hand in den Mund und wurden „Sklaven von Online-Darlehen“. Inzwischen hat sich diese Situation aber geändert. Immer mehr junge Chinesen konsumieren vernünftiger: Sie lehnen Spontankäufe ab und gewöhnen sich daran, jeden Monat Geld zu sparen.
Eine Gruppe namens „Verrückter Geldsparer“ auf einem Internetportal hat 500.000 bis 600.000 Mitglieder. Sie teilen Tipps zum Geldsparen: Gebrauchtwaren kaufen, Preisvergleich zwischen verschiedenen Anbietern, gegenseitig ermutigen, kontrollieren und Erfahrungen beim Geldsparen teilen.
Sie sind Anhänger der „Coolcarl“-Bewegung. Sie kaufen Dinge normalerweise online, bringen selbst gekochtes Essen mit ins Büro, kaufen Energiespargeräte und nutzen möglichst häufig öffentliche Verkehrsmittel. Sie betrachten sich selbst aber nicht als Geizhals, sondern streben nach einem intelligenten und rationalen Konsum. Sie gehen sorgfältig mit ihrem Geld um, um einfacher und gesünder zu leben.
Statistiken zufolge ist die Wachstumsrate des Geldsparens bei Menschen, die nach 1995 geboren sind, achtmal so hoch wie bei anderen Altersgruppen. Dabei sind einige Personen einfach gezwungen, Geld zu sparen. Gründe sind unter anderem das verlangsamte Wirtschaftswachstum, die andauernde COVID-19-Pandemie und Schwierigkeiten beim Geldverdienen. Geldsparen verleiht ihnen ein beispielloses Sicherheitsgefühl. Andere entscheiden sich aktiv dafür, Geld zu sparen. Sie haben sich vom schwindenden Konsumwahn befreit und treffen rationale Entscheidungen über ihre Zukunftspläne. Auch die Verbreitung von Minimalismus in China hat dazu beigetragen, dass immer mehr junge Chinesen gerne Geld sparen.
Aus soziologischer Sicht reflektiert die Lebensweise der „Coolcarl“-Anhänger ein rationaleres Konsumbewusstsein. Ihre Lebensweise ist nicht typische „Sparsamkeit“ im allgemeinen Sinne. Der Großteil von ihnen ist nicht in allen Bereichen des Lebens sparsam, sondern lässt entbehrlichen Konsum bewusst weg. Gleichzeitig führen sie ein gesundes und umweltfreundliches Leben.
Immer mehr junge Menschen kommen zu der Einsicht, dass es beim rationalen Konsum nicht nur um Konsumbeschränkung geht, sondern um zielgerichteten und geplanten Konsum und das, was im Rahmen der eigenen Möglichkeiten liegt. Die jüngeren Generationen in China achten daher vermehrt auf Selbstdisziplin beim Konsum. Sie lassen sich nicht von Einkaufsfestivals beeinflussen und lehen spontane Einkäufe ab. Sie sind es gewohnt, Buch über ihre Einkäufe zu führen und auf unnötigen Konsum zu verzichten.
Mit der wachsenden Anzahl der „Coolcarl“-Anhänger scheint sich ein neuer Konsumtrend in China abzuzeichnen.