Verlassene Fabriken und Bergwerke sind ein Zeugnis der historischen Entwicklung eines Landes. In den vergangenen Jahren haben sich der Strukturwandel der Wirtschaft und die Modernisierung Chinas beschleunigt. Etliche alte Industrieunternehmen und Bergwerke, die einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung des Landes geleistet haben, werden inzwischen nicht mehr aufgegeben, sondern durch Restaurierung und Umfunktionierung wiederbelebt.
Der Capital Steel Industrial Park im westlichen Vorort von Beijing, im Volksmund als „Shougang“ bekannt, hebt sich deutlich von den Bergen hinter ihm ab. In dem alten Industriepark stehen heute noch einige alte Stahlwerkgebäude. Etliche wurden bereits in Wettkampfstätten für die Olympischen Winterspiele in Beijing 2022 umgewandelt und bilden eine einzigartige Landschaft.
Zhang Li, Dekan der Fakultät für Architektur der Tsinghua-Universität, ist in Beijing geboren und aufgewachsen. Er erinnert sich an die hoch aufragenden Kühltürme im „Shougang“-Park als Symbol der Industrialisierung der chinesischen Hauptstadt. Heute ist die Shougang-Skisprungschanze, für die er der Hauptarchitekt war, ein neues Wahrzeichen des Parks.
Der Shougang-Industriepark, der eine Fläche von 8,63 Millionen Quadratmetern umfasste, stellte im Dezember 2010 seine Produktion ein. In den anschließenden zehn Jahren wurde der alte Industriepark von der Stadtverwaltung umgestaltet, saniert und wiederverwendet und dadurch transformiert.
Seit einem Jahrzehnt strebt China danach, seine Entwicklungsweise zu ändern, seine Wirtschaftsstruktur zu optimieren und seine Wachstumsdynamik zu verändern. Etliche Industrie- und Bergbauunternehmen haben im Zuge von Stilllegungen, Verlagerungen und Umstrukturierungen eine große Anzahl alter Industrieanlagen und stillgelegter Bergwerke zurückgelassen, die einst ungenutzte Ressourcen oder sogar negatives Eigenkapitel darstellten. Eine vom chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie im Jahr 2018 veröffentlichte Übersicht zeigt, dass es in China fast 1.000 alte Industriestätten verschiedener Arten gab.
Wie können solche „schlafenden“ Werke auf die richtige Weise geweckt werden? Zhang Bochun, Forscher am Institut für die Geschichte der Naturwissenschaften der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, sagt: „China hat den Industrialisierungsprozess, den die entwickelten Länder jahrhundertlang durchlaufen haben, in wenigen Jahrzehnten vollendet und nimmt in der Industrie- und Technologiegeschichte der Welt eine einzigartige Stellung ein. Daher haben viele Industrie- und Bergbaurelikte den Wert eines industriellen Kulturerbes und müssen selektiv geschützt werden, um eine wissenschaftliche und rationale Entwicklung sowie Nutzung zu erreichen.“
In den vergangenen Jahren hat China in weiten Teilen der Einzugsgebiete des Jangtse und des Gelben Flusses stillgelegte Bergwerke saniert und umgebaut. In einer entsprechenden Erklärung hieß es, die Zentralregierung habe sich vor allem darauf konzentriert, den Umbau und die Sanierung stillgelegter Minen zu unterstützen, die für die ökologische Sicherheit wichtig seien.
Sun Xing, stellvertretender Direktor des Zentrums für die Entwicklung der Industriekultur des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie, erklärt: „Der Schutz, der Umbau sowie die Entwicklung und Nutzung von industriellem und bergbaulichem Erbe ist ein langfristiges und systematisches Projekt. Dabei müssen wir geduldig sein. Wir müssen unser Bestes geben, um die kreative Umwandlung und innovative Entwicklung des industriellen und bergbaulichen Erbes zu fördern.“