„Die Wälder sind dichter geworden und es gibt immer mehr Wildtiere.“ In den Augen der Förster Lou Bihui und Cai Zhihong hat sich das Gaoligong-Gebirge in den vergangenen Jahren verändert.
Das Gaoligong-Gebirge ist eine Gebirgskette, die China und Myanmar trennt und die das Hochland von Tibet im Norden mit der Indochinesischen Halbinsel im Süden verbindet. Die Gebirgskette ist eine typische alpine Tallandschaft mit einem kompletten Ökosystem aus tropischen, subtropischen, gemäßigten und kalten Zonen, was ihr eine große Artenvielfalt verleiht.
Eine Gruppe von Menschen zieht das ganze Jahr über in dieser „Genbank der Arten der Welt“ durch den Wald. Sie sind Jäger, Holzfäller, Hausfrauen und Landwirte. Als Förster haben diese Menschen die Verantwortung übernommen, die Umwelt des Gaoligong-Gebirges zu bewahren.
Der 58-jährige Lou Bihui ist seit 22 Jahren Förster. 1988 arbeitete er als Holzfäller in einem Forstbetrieb. 1998 ergriff Lou die Initiative und beantragte eine Versetzung zum Förster. Er patrouillierte mehr als 2.000 Hektar Wald allein im gesamten Gaoligong-Naturreservat. „Während der Patrouillen führen wir detaillierte Aufzeichnungen über neue Entdeckungen im Reservat. Vogelfedern, Leopardenkot, Kratzspuren von Schwarzbären...“, erklärt Lou Bihui, der mit seiner Kamera Anzeichen von Tieraktivitäten und Wildpflanzen einfängt und anschließend die Experten um Rat bittet.
Mittlerweile ist Lou in den Augen seiner Kollegen zu einem „lebenden Lexikon des Naturparks“ geworden. Er ist jedoch äußerst bescheiden. „Ich muss noch viel lernen. Solange ich noch laufen kann, werde ich mich immer ehrenamtlich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen“, erklärt der 58-Jährige, der demnächst in den Ruhestand geht.
Cai Zhihong, ein 51-jähriger Förster im Gaoligong-Gebirge und Mitglied der dort lebenden Lisu-Minorität, sagt: „Ich war früher Jäger und lebte von der Jagd und der Landwirtschaft.“ Seit 2011 beteiligt er sich an der wissenschaftlichen Überwachung und dem Schutz des Gaoligong-Weißbrauengibbons. „Wir konzentrieren uns vor allem auf die Verhütung von Bränden, die Bekämpfung der Wilderei und die monatlichen phänologischen Beobachtungen“, so Cai weiter. Nach langen Beobachtungen fand er allmählich die Lebensgewohnheiten der Weißbrauengibbons heraus und hat sich damit vertraut gemacht. „Der Weißbrauengibbon ist sozusagen ein 'Sänger im Wald'. Wenn ein Gibbon zu schreien beginnt, gehen wir dem Schrei nach und eilen zu ihm. Um ihn nicht zu stören, wenn seine Rufe aufhören, müssen wir dann auch stillhalten.“ In den vergangenen neun Jahren sind Cai Zhihong und die Gibbons „Freunde“ geworden. „Manchmal plaudern wir Förster unter den Bäumen, während sich die Gibbons in den Bäumen wohlfühlen und gemütlich essen.“
Cai Zhihong ist seit 23 Jahren als Förster tätig. „Wenn ich mir diese schönen Weißbrauengibbons ansehe, bedaure ich sehr, dass ich jemals Jäger war. Ich hoffe, dass auch unsere künftigen Generationen die Heimat dieser Tiere schützen werden.“