Chinesische und amerikanische Forscher bestätigten kürzlich, dass eine bisher unbekannte Art von Riesennashorn vor etwa 26,5 Millionen Jahren in der Region des heutigen Qinghai-Tibet-Hochplateaus lebte, was einen Einblick in die Evolution des großen Landsäugetiers bietet und Hinweise auf die Entwicklung des Hochplateaus ermöglicht.
Deng Tao, Forscher am Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie der Chinesischen Akademie der Naturwissenschaften und Leiter des Projekts, sagte, dass ein chinesisch-amerikanisches Forscherteam Paraceratherium linxiaense – benannt nach dem Fundort im Linxia-Becken in der nordwestchinesischen Provinz Gansu – zu einer neu entdeckten Riesennashornart aus dem Oligozän erklärte. Das Oligozän ist in der Erdgeschichte ein Zeitintervall innerhalb des Systems des Paläogens, früher des Tertiärs. Der Beginn des Oligozäns liegt bei etwa 33,9 Millionen Jahren, es endete vor etwa 23,03 Millionen Jahren.
Das Team, zu dem auch Mitglieder des Instituts und der Harvard Universität gehörten, entwarf außerdem einen detaillierteren Stammbaum und eine Migrationskarte für Riesennashörner, die auf ihren neuen Erkenntnissen basieren. Die Ergebnisse der Studie wurden mittlerweile bereits in der Zeitschrift Communications Biology der Nature Publishing Group veröffentlicht.
„Es ist erwähnenswert, dass das Qinghai-Tibet-Plateau während des Oligozäns wahrscheinlich Gebiete mit niedrigen Erhebungen, möglicherweise unter 2.000 Metern, beherbergte und die Riesennashörner sich frei entlang der Ostküste des uralten Tethys-Ozeans und vielleicht durch das Tiefland in der Region bewegt haben könnten“, sagte Deng.
Chinesische Forscher haben im Mai 2015 in Sandsteinschichten im Linxia-Becken an der nordöstlichen Seite des Qinghai-Tibet-Plateaus einen 1,2 Meter langen Riesennashorn-Schädel entdeckt.
Die Entdeckung führte zu der gemeinsamen chinesisch-amerikanischen Forschung, die bestätigte, dass der Schädel zu einer bisher unbekannten Art von Riesennashorn gehörte.
Als eines der größten Landsäugetiere hatte das Riesennashorn einen größeren Schädel und längere Beine als alle anderen bekannten Nashorn-Arten.
„Seine Körpergröße war für offene Waldgebiete in feuchten, aber auch trockenen Klimabedingungen geeignet“, sagte Deng.
Ein Riesennashorn konnte bis zu 24 Tonnen wiegen – so viel wie vier afrikanische Elefanten – und eine Schulterhöhe von bis zu fünf Metern haben.
Abgesehen von einigen Überresten, die in Osteuropa, Anatolien und dem Kaukasus gefunden wurden, wird angenommen, dass Riesennashörner hauptsächlich in Asien gelebt haben, insbesondere im heutigen China, der Mongolei, Kasachstan und Pakistan. Alle sechs Gattungen des Riesennashorns sind dafür bekannt, dass sie vom mittleren Eozän bis zum späten Oligozän von Nordwest- bis Südwestchina umherstreiften.
Die Forschung trug überdies dazu bei, Licht in die Entwicklung des Qinghai-Tibet-Hochplateaus zu bringen, von dem Wissenschaftler glauben, dass es sich vor etwa 65 Millionen Jahren zu erheben begann.
„Unsere Forschungsergebnisse deuten außerdem auf das weit verbreitete Vorkommen von offenem Waldland während des späten Oligozäns im Nordwesten Chinas hin“, sagte Deng: „Die Forschung sagt uns, dass das Qinghai-Tibet-Hochplateau vor etwa 26,5 Millionen Jahren ganz anders aussah, als es heute ist.“