Die Produktionsanlage des chinesischen Pharmakonzerns Sinopharm zur Herstellung inaktivierter Impfstoffe gegen COVID-19 befindet sich in Daxing, einem südlichen Vorort der chinesischen Hauptstadt Beijing. Am 16. Juli gab das Informationsbüro des chinesischen Staatsrats bekannt, dass die jährliche Produktionskapazität des Landes für COVID-19-Impfstoffe fünf Milliarden Dosen erreichen könnte.
Laut Yang Xiaoming, Vorstandvorsitzender des Technologieunternehmens CNBG, das Sinopharm gehört, kann die jährliche Produktionskapazität des COVID-19-Impfstoffs allein im Werk Daxing drei Milliarden Dosen erreichen.
In der Anlage im dritten Stock des Sinopharm-Werks werden Dutzende von chinesischen Forschern selbständig entwickelte 300-Liter-Bioreaktoren verwendet, um ausgewählte Stämme des COVID-19-Virus zu züchten. Dutzende von Messgeräten überwachen genau die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Kohlendioxidkonzentration im Inneren der Reaktoren. Außerdem sorgen mehrere Ventile dafür, dass das Virus nicht nach außen dringt.
Vor der Produktion jeder Impfstoffcharge werde der gesamte Produktionsprozess nach einem hohen Standard erneut überprüft, um sicherzustellen, dass alle Ventile, Rohrleitungen und Instrumente in optimalem Zustand seien. Betrachte man die Ventile als ersten Wachposten, der den Virus bewacht, dann seien eine gelbe Linie am Fuß des Reaktors und ein damit verbundener Roboter-Wächter der zweite Wachposten.
„Auch ein Tropfen Bakterienflüssigkeit wird sofort erkannt. Diese gelbe Linie besteht aus einem speziellen Material. Selbst ein Tropfen Flüssigkeit kann einen Alarm auslösen. Dann versprüht ein in der Nähe befindlicher Roboter sofort eine blubbernde, virusabtötende Flüssigkeit, die das Virus im Umkreis von mehreren Metern inaktiviert“, sagt Wang Hui, Generaldirektor des Beijinger Forschungsinstituts für biologische Produkte, das Sinopharm untersteht.
Der dritte „Wachposten“ in der Anlage sei die luftdichte Umgebung und der Unterdruck in der gesamten Produktionsanlage, die sehr sicher sei, sagt ein Techniker, der in der Anlage arbeitet. Nach der Anzucht werde das Virus über eine geschlossene Rohrleitung direkt aus dem Reaktor in den Sterilisationstank transferiert, um die Sterilisation abzuschließen. Bei allen Produktionsverfahren werde das Virus in einem geschlossenen, selbstzirkulierenden System gehalten, sagt der Techniker.
Manche mögen fragen: „Inaktivierung ist eine alte Technologie, wo bleibt die Innovation?“ „Natürlich gibt es das.“ Um dies zu erklären, benutzte Yang die Analogie eines „kahlen Kopfes“: Das neuartige Coronavirus (COVID-19) sei in runder Form und trage viele Kronen, wenn es lebendig sei. Aber wenn es mehrmals inaktiviert werde, fielen die Oberflächenkronen ab und es werde kahl. Nunmehr sei das neue in China entwickelte Inaktivierungsverfahren imstande, eine einstufige Inaktivierung zu erreichen.
Bisherige Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass gerade inaktivierte Impfstoffe gegen die Alpha-, Beta- und Delta-Stämme des neuen Coronavirus wirksam sind.