Zwei chinesische Astronauten haben am Sonntag das Kernmodul Tianhe der in der Montage befindlichen Raumstation Tiangong verlassen und erfolgreich ihren ersten Außenbordeinsatz sowie einen Weltraumspaziergang absolviert.

Die Raumanzüge, welche Liu Boming und Tang Hongbo dabei trugen, wurden Medienberichten zufolge von chinesischen Forschern selbständig entwickelt.

Den 120 Kilogramm schweren Außenraumanzug kann man sich praktisch als eine Art Miniraumschiff in Menschenform vorstellen. Der High-Tech-Anzug schützt, wenn er mit einem gewissen Druck gefüllt ist, das Leben der Astronauten vor den extrem niedrigen Temperaturen und der starken Strahlung im Weltraum.

Die weiche Struktur des Außenbord-Raumanzugs, einschließlich der Ärmel, der Hosenbeine und der Handschuhe des Anzugs, ist von innen nach außen mit komfortablen, luftdichten, sichernden und thermischen Schutzschichten ausgekleidet, die gegen mögliche Weltraumrisiken resistent, dennoch bequem zu tragen sind. Der Raumanzug ist flexibel, ermöglicht viele Bewegungen. Er ist schwer, aber nicht sperrig.

Wie zu erfahren war, waren allein für die Herstellung der Schutzschichten des Raumanzugs mehr als 260 Stunden und für die Montage eines kompletten Anzugs fast vier Monate nötig. Und dies ist laut Hersteller bereits die schnellstmögliche Herstellungsgeschwindigkeit.

Das Visier des Weltraumhelms ist chinesischen Forschern zufolge in mehrere Schichten unterteilt, wobei die innerste Schicht ein Doppel-Schicht-Visier ist und mit seiner gekrümmten Form die Dichtungsstruktur des gesamten Helms darstellt. So müsse diese Schicht äußerst präzise produziert werden, da es unmittelbar um das Leben des Astronauten geht.

Deng Xiaowei, ein Ingenieur in der Testabteilung des Forschungs- und Entwicklungszentrums für Raumfahrtzubehör und -ausrüstung, sagte: „Ganz zu schweigen davon, wie oft das drucktragende Material des Helms getestet werden muss, allein das Versiegeln und Nähen dauert zwei Monate, und insgesamt müssen 47 Prozesse abgeschlossen werden.“ Das Abstauben des Helm-Visier sei sehr aufwendig, sagte Deng Xiaowei: „Wir müssen es etwa zwei Stunden lang ununterbrochen abwischen, bis wir mit bloßem Auge keine Spur von Staub mehr sehen können.“

Wang Qifang arbeitet seit 21 Jahren in der Näherei in der Raumanzug-Manufaktur. Die Kleidungsstücke, die sie näht, werden als eng, glatt, gerade und dennoch schön beschrieben. Yang Jinxing, der Leiter des Nähteams, sagte: „Die Ärmel der Raumanzüge, die von Wang Qifang genäht wurden, sind die besten!“

Im Weltraum sind Astronauten in Raumanzügen hauptsächlich auf die Bewegung ihrer oberen Gliedmaßen angewiesen, wenn sie Außenbordeinsätze tätigen. Daher müssen die Ärmel von Raumanzügen unter Berücksichtigung der Flexibilität sowie der Belastbarkeit nach dem Druckaufbau hergestellt werden. Die von Wang Qifang genähten „gewellten Ärmel“ sind erstklassig in Bezug auf Komfort und Flexibilität nach der Kompression.

Astronauten erzeugen Wärme, wenn sie sich außerhalb der Kapsel bewegen, daher müssen sie überdies flüssigkeitsgekühlte Anzüge tragen, um ihren Körper zu kühlen. Ein solcher Anzug ist aus einem elastischen Material mit winzigen Löchern am ganzen Körper gefertigt. Insgesamt 42 flüssigkeitsgekühlte Schläuche werden gleichmäßig durch diese kleinen Löcher gefädelt.

Yue Yueqing ist ein Techniker, der für die technischen Tests des Raumanzugs verantwortlich ist. Er sagte: „In einem Außenbord-Raumanzug gibt es Flüssigkeiten, Belüftungsleitungen und Kabel. Bei der Prüfung müssen wir zunächst die gesamte technische Leistung sicherstellen, aber auch darauf achten, ob die Installation der einzelnen Leitungen schön und ordentlich ist. "