„Heute habe ich einen Vogel beim Baden gesehen. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Vogel beim Baden gesehen habe“.
Dies erzählte eine 92-jährige der Beamtin Wu Hongping im Wohnviertel Hongxu. Das seien die rührendsten Worte, die sie nach Fertigstellung des ökologischen Gartens gehört habe, sagte Wu: „Überraschenderweise hat diese alte Dame durch den Garten neue Lebenserfahrungen machen können.“
Eine pinkfarbene Lotosblume blüht im Teich. Eine dicke Kröte ist Stammgast in diesem Teich. Sie springt gerne plötzlich aus dem Gras auf ein Lotosblatt im Teich, wenn Besucher näher kommen. Am Teich gibt es eine Vogeltränke. Hier halten sich über 40 Arten von Vögeln auf.
Im Garten werden Gemüse und Obst angebaut. Zu sehen ist dort auch ein Stück Ödland mit nacktem Boden, das nach einem populär-
wissenschaftlichen Vortrag von den Einwohnern geschaffen wurde.
„Von Ökologen erfahren wir, dass Schmetterlinge nicht nur Pollen, sondern auch Mineralien und Salz im Boden gerne als Nahrung zu sich nehmen.“
„Eines Tages habe ich eine Gruppe von Schmetterlingen beim Erdeessen gesehen. Es war super interessant“, erzählten die Kinder im Wohnviertel.
„Großstädter vergessen oft, dass sie selbst auch ein Teil der Natur sind. Der ökologische Garten hat aber unser instinktives Gedächtnis wachgerufen“, sagte Wu Hongping.
„Mit dem Garten wurden unsere Vorurteile gegenüber der Natur gebrochen. Wir fühlen uns geehrt, wenn wir sehen, dass die kleinen Kreaturen ein Miteinanderleben mit uns nicht ablehnen“, sagte Wu.
Mit dem Bau des Gartens ist ein kleines ökologisches System im Wohnviertel entstanden, das eine gutartige Interaktion zwischen den Einwohnern ermöglicht hat.
Der Garten war ursprünglich ein Lagerplatz für Abfälle und Kram, über den sich die Einwohner in der Nähe sehr oft beklagt haben. Auf Initiative von einer Fachinstitution wurde der Abfalllagerplatz in einen ökologischen Garten umgewandelt.
Die Einwohner des Wohnviertels Hongxu kümmern sich das ganze Jahr über abwechselnd um den Aufbau des Gartens. Einige geben Ratschläge für Gemüseanbau, andere machen Vorschläge dazu, welche Blumen hier angebaut werden sollen. „Das frisch geerntete Gemüse wird an Senioren im Wohnviertel verschenkt, die Schwierigkeiten haben, das Haus zu verlassen“, teilte Wu Hongping mit. „Der ökologische Garten ist für jeden Einwohner ein warmes Dasein.“
Dem Beispiel des ökologischen Gartens im Wohnviertel Hongxu, der für die Einwohner anderer Wohnviertel beneidenswert ist, folgt noch in diesem Jahr der Bau von sieben weiteren Gärten. Die ökologischen Gärten liegen entweder zwischen zwei großen städtischen Parks oder inmitten von Hochhäusern und Viadukten. Denn dort mangelt es an normalen Wanderrouten für Vögel, Schmetterlinge oder Insekten.
„Die ökologischen Gärten gelten als Sprungbretter für die Wanderung von Kleintieren in Städten. Mit der wachsenden Anzahl von solchen Gärten, die mit einander verbinden, wird ein städtisches ökologisches Netz entstehen, das das Leben von Kleintieren erleichtern soll“, meinte Wang Fang, Wissenschaftler am Institut für Lebenswissenschaften an der Shanghaier Fudan-Universität.