Für ein Land wie China mit langer Tradition in der Landwirtschaft geht es beim Schutz des landwirtschaftlichen Kulturerbes nicht nur um die Erhaltung einer Produktionsweise, sondern auch um den Schutz der stark regional geprägten biologischen Gene sowie um die kulturelle „DNA“ des Landes.
Die Treppenfelder im Kreis Xinhua, Provinz Hunan, sind beispielsweise repräsentativ für Reisanbau in Bergregionen in Südchina. Die Treppenfelder dort können auf eine über 2000-jährige Geschichte zurückblicken und verfügen über ein vollkommenes Wasserspeicherungssystem. Dort wird von Generation zu Generation purpurner Duftreis angebaut, ein kaiserlicher Tribut in alten Zeiten. Angehörige verschiedener Nationalitäten, darunter die Miao, die Yao, die Dong und die Han, leben seit Jahrtausenden zusammen. Die Kultur des Reisanbaus in Südchina und die Fischerei- und Jagdkultur der Miao- und Yao-Nationalität ergänzen sich gegenseitig und sind ineinander verschmolzen.
Anders als andere Arten von Kulturerbe ist das landwirtschaftliche Kulturerbe ein „lebendes“ Erbe.
Das System des Maulbeerbaum-Anbaus plus Fischteich in Huzhou, Provinz Zhejiang, hat eine Geschichte von mehr als 2500 Jahren. Dabei werden Maulbeerbäume am Fischteich angebaut. Mit Maulbeerblättern werden Seidenraupen gezüchtet. Der Seidenraupenkot und die Seidenraupenpuppen gelten als Nahrungsmittel für Fische. Zurzeit werden in Huzhou auf 4000 Hektar Land Maulbeerbäume angebaut und die Fischteiche haben eine Fläche von insgesamt 10.000 Hektar. Damit verfügt Huzhou über das höchstkonzentrierte, größte und am besten erhalten gebliebene landwirtschaftliche Kulturerbe, das bis heute eine wichtige Rolle bei der Produktion, Ökologie und Kultur spielt.
Laut Pan Wei, Vorsteher des Kreises Qingtian, gelten derzeit Reis und Fische aus seinem Kreis als landwirtschaftliche Produkte mit nationalen geografischen Angaben. „Unser gemeinsam mit Fischen kultivierter Reis wurde drei Jahre infolge mit dem goldenen Preis der Provinz Zhejiang für Qualitätsreis gekrönt. Der Reispreis ist von ursprünglich vier bis sechs Yuan pro Kilo auf über 20 Yuan gestiegen. Allein dadurch hatten die Landwirte eine Einkommenssteigerung von knapp 1000 Yuan.“
Da sich ein Großteil der landwirtschaftlichen Kulturerbestätten in armen Gebieten, abgelegenen Regionen bzw. Siedlungsgebieten nationaler Minderheiten befindet, sehen die lokalen Landwirte in den Schutz landwirtschaftlicher Kulturerbestätten Möglichkeiten, der Armut zu entkommen.
Das landwirtschaftliche Kulturerbe wird an Lebenskraft verlieren, wenn es nur geschützt, aber nicht weiter entwickelt wird. Andererseits ist die Entwicklung aber ein zweischneidiges Schwert. Die Erhaltung der Originalität des landwirtschaftlichen Kulturerbes im Zuge der Entwicklung ist ein Thema, das tiefgehende Studien erfordert.
Beispielsweise hatten in einigen Regionen Landwirte auf das traditionelle Saatgut verzichtet und stiegen auf Saatgut um, das einen höheren Ertrag hat. Dies läuft der Zielsetzung des Schutzes von Kulturerbe zuwider. „Anders als die Natur- und Kulturerben sind landwirtschaftliche Kulturerben von verschiedenen Merkmalen gekennzeichnet und ändern sich ständig“, sagte Min Qingwen, stellvertretender Direktor des staatlichen Forschungszentrums für Natur- und Kulturerbe.
„Unsere Schwerpunktforschungsthemen sind zum Beispiel: Wie soll das landwirtschaftliche Kulturerbe besser geschützt werden? Wie soll eine Weiterentwicklung durch den Schutz gefördert werden? Oder wie soll die Entwicklung umgekehrt den Schutz beflügeln? Zurzeit haben wir die Ökosystemdienstleistung, den Multifunktionswert und die ökologische Tragfähigkeit typischer landwirtschaftlicher Kulturerbestätten bewertet. Systematisch erforscht worden sind Themen wie integrierte Entwicklung von nachhaltigem Tourismus und dem tertiären Sektor, die Erkennung von Schlüsselelementen und die entsprechenden Schutzmaßnahmen, Ökologische Kompensationsmechanismen beim Kulturerbeschutz und das Überwachungs- und Bewertungssystem der Schutzeffekte.