Eine Grundschule im Autonomen Gebiet Ningxia hat in letzter Zeit in chinesischen Medien für Schlagzeilen gesorgt. In allen Klassen der Zhongning-Grundschule im gleichnamigen Landkreis gibt es Basketball-, Fußball-, und Tischtennisteams. Alle der insgesamt zwei tausend Schülerinnen und Schüler sind Mitglieder der genannten Mannschaften.
„Übe hart und spiele oft“ ist das Herzstück der Sportunterrichtsphilosophie der Schule.
Die Schule schaffte die 40-minütige große Pause ab und ersetzte sie durch einen täglichen 20-minütigen Morgenlauf, der in Kombination mit einem täglichen Sportunterricht für alle Schulklassen, der sich auf das Training für Ballspiele konzentriert, sicherstellt, dass jeder Schüler jeden Tag eine Stunde volle Bewegung bekommt.
Das Geräusch des Basketballs, das auf dem Boden aufschlägt, hallt auf dem Spielplatz nach. Sieben Klassen sind in drei große Gruppen aufgeteilt, die unter Anleitung der jeweiligen Trainer Ballübungen machen.
“Unser Ziel ist es, dass jeder Schüler mindestens eine Ballfertigkeit beherrscht. Jede Sportstunde dauert bei uns insgesamt vierzig Minuten. Die Schüler haben sich also nonstop bewegt, was wirklich einen Trainingseffekt erzielen kann“, sagte der Schulleiter Liu Mingxing.
Wie alle Bezirksschulen im weniger entwickelten Nordwestchina leidet auch die Zhongning-Grundschule extrem an Lehrer- und Lehrmaterialmangel. So hatte die Schule lange Zeit lediglich drei Sportlehrer im Kollegium. Um sicherzustellen, dass die Schüler einen möglichst professionellen Sportunterricht erhalten können, hat die Schulleitung Fachleute von außerhalb der Schule und Lehrer mit entsprechenden Sportfertigkeiten eingesetzt, während die Klassenlehrer jeder Klasse ausnahmslos als Assistenz-Balltrainer fungieren.
Ein elfjähriger Schüler namens Du Qinglin rennt schnell und dribbelt auf dem Basketballplatz. Er spielt seit der zweiten Klasse Basketball und hat nach und nach ein großes Interesse daran entwickelt, wodurch seine Fähigkeiten sich schnell erhöhten. Als Kapitän hat er seine Spieler zu Siegen bei mehreren Schul-Wettbewerben im Landkreis geführt. Auch seine schulischen Leistungen gehören mittlerweile zu den besten in der Klasse.
„Nach einem langen Unterricht würde ich meistens den Fokus verlieren. Aber nach einem Spiel wird meine Kondition viel besser. Ich denke, dass das Basketballspielen nicht nur meine Schulleistungen nicht beeinträchtigt, sondern mir eher hilft, mich im Unterricht zu konzentrieren“, sagte Du Qinglin. Nach seinen Angaben war er früher introvertiert und schweigsam. Er habe sich immer geduckt, wenn etwas schief lief. Aber Basketball habe ihn mutig gemacht. Er sei nunmehr bestrebt, weitere sportliche Auszeichnungen für seine Klasse zu gewinnen.
Bei zahlreichen chinesischen Schülern gibt es seit Jahren einen verheerenden Trend. Eine Großzahl der Schülerrinnen und Schüler muss neben dem Schulunterricht auch in der eigenen Freizeit weiterlernen und wird meistens von den eigenen Eltern dazu verdonnert, nebenher noch private Nachhilfekurse zu besuchen. Viel Zeit zum Kindsein bleibt da nicht. Genau genommen bleibt nicht mal viel Zeit zum Schlafen, denn der „Arbeitstag“ eines Schulkinds beginnt frühmorgens und endet teilweise erst spät nachts, nicht selten sogar nach Mitternacht. Als Folge leiden viele Schüler unter Übergewicht und rund 40 Prozent aller Grundschüler sowie 70 Prozent aller Mittelschüler an Kurzsichtigkeit. Das geht aus mehreren Studien der Bildungsbehörden hervor.
Um derartigen Problemen entgegenzuwirken, haben chinesische Bildungs- und Gesundheitsbehörden gemeinsam mehrere konkrete Ziele abgesteckt, um die Zeit der Kinder für Sport zu gewährleisten. So müssen alle Schulen sicherstellen, dass die Kinder ausreichende Zeit für körperliche Betätigung auf dem Campus haben. Zudem sollen die nationalen Standards für Sportunterricht und Gesundheitslehrpläne strikt umgesetzt werden.