Chinas selbst entwickeltes Unterwasser-Bohranlagen-System „Hainiu II” hat vor kurzem erfolgreich 231 Meter unter dem Meeresgrund in mehr als 2.000 Meter tiefem Wasser gebohrt und damit einen neuen Weltrekord für Unterwasser-Bohranlagen aufgestellt. Experten gehen davon aus, dass China in diesem Bereich das Weltniveau erreicht habe.
Die „Hainiu II“ wird von einem Forschungsteam an der Technischen Universität Hunan unter Leitung von Professor Wan Buyan entwickelt. Wan Buyan sagte, dass die Hainiu II aus einem Unterwasser-Bohranlagenkörper, einer Unterwasser-Sonde, einem mobilen Unterwasser-Rückholsystem und anderen Teilen bestehe. „Darunter ist der Bohrturmkörper, eine orange-gelbe, achteckige Stahlkonstruktion, die 7,6 Meter hoch ist und 12 Tonnen wiegt, das derzeit weltweit schwerste wissenschaftliche Forschungsgerät für die geologische Tiefsee-Exploration“, sagte Professor Wan Buyan.
Hainiu bedeutet im Chinesischen Seekuh. Professor Wan zufolge entspricht die Bohrkrone den Hörnern der Hainiu II und ist aus Diamant und Hartmetall gefertigt. Die Forscher hätten dafür verschiedene Arten von Bohrern entworfen, einige für harte Gesteinsformationen und andere für weiche Sedimentgestein-Formationen, so Professor Wan.
Mit der „Hainiu II“ wurde am 7. April ein neuer Weltrekord aufgestellt. Wan Buyan sagte, dass die Hainiu II an jenem Tag nach etwa zweieinhalb Stunden Tauchen auf dem Meeresgrund in einer Tiefe von 2060 Metern ankam. Nach Abschluss der Lageanpassung führte die Hainiu II dann Bohrarbeiten durch. Etwa 15 Stunden später erreichte das Bohrloch eine Tiefe von 231 Metern unter dem Meeresboden.
„Je tiefer man bohrt, desto mehr Ressourcen kann man erkunden“, sagte Professor Wan Buyan. Nach seiner Auffassung liegen die derzeit von Menschen entdeckten marinen Bodenschätze mit Potenzial für eine kommerzielle Ausbeutung grundsätzlich innerhalb von 200 Metern des Meeresbodens. Das Bohren bis unter 200 Meter bedeute, dass China theoretisch über eine vollwertige Explorationskapazität für Meeresressourcen verfüge, so der Professor.
Aufgrund des hohen Drucks und der niedrigen Temperatur in der Tiefsee sei es für die Hainiu II äußerst schwierig, eine Reihe von Operationen wie die Anpassung der Lage, die Druckabdichtung, den Anschluss und die Demontage des Bohrgestänges in der komplexen Umgebung durchzuführen.
Professor Wan zufolge ist die Hainiu II sehr „intelligent“. Die Forscher hätten mehrere Sensoren dafür eingesetzt. Die Entwicklung solcher Sensoren basiere auf der jahrelangen Erfahrung des Teams bei Offshore-Bohrungen. Wenn das Bohrgerät den Meeresboden erreiche, beurteile es schnell und automatisch den Bohrmodus entsprechend den stratigrafischen Bedingungen, wodurch die Bohreffizienz verbessert werde.
Die erfolgreiche Entwicklung von Hainiu II ist das Ergebnis von mehr als 20 Jahren hartnäckiger und kontinuierlicher Forschung und Entwicklung. Im Jahr 2000 hat das Team von Wan Buyan mit der Entwicklung eines Tiefsee-Bodenbohrgeräts begonnen. Drei Jahre später baute das Team Chinas erstes Tiefsee-Flachkernbohrgerät und bohrte 0,7 Meter unter den Meeresboden und gewann die erste Gestein-Kernprobe.
Im Jahr 2015 bohrte die „Hainiu I“ 60 Meter unter 3.000 Meter Meerwasser. Damit ist China das vierte Land der Welt, das über die Technologie verfügt, in einer Tiefe von mehr als 3.000 Metern 60 Meter tief unter Meeresboden zu bohren. Mittlerweile sind mehrere chinesische Meeresforschungsschiffe mit der Ausrüstung von Wan Buyans Team ausgestattet und haben mehr als 1.000 Löcher in der Tiefsee gebohrt.